Donnerstag, 28. August 2008

Geben und Nehmen

Eines Abends, als die Mutter gerade das Abendessen kochte, kam der elfjährige Sohn in die Küche, mit einem Zettel in der Hand.
Er überreichte den Zettel mit einem seltsamen, amtlich anmutenden Gesichtsausdruck seiner Mutter, die sich daraufhin die Hände abwischte,
den Zettel entgegennahm und zu lesen begann:
Für das Putzen der Autoscheiben: 2 Euro
Für das Aufräumen meines Zimmers: 8 Euro
Weil ich Milch holen gegangen bin: 1 Euro
Weil ich drei Nachmittage auf meine kleine Schwester aufgepasst habe: 12 Euro
Weil ich zwei Einser bekommen habe: 8 Euro
Weil ich jeden Tag den Müll raus bringe: 3 Euro
Insgesamt: 34 Euro.
Die Mutter blickte sanft ihren Sohn an.
Es kamen ihr unzählige Erinnerungen ins Gedächtnis.
Dann nahm sie einen Stift, und begann auf einem anderen Zettel ihre Rechnung zu schreiben:
Für neun Monate lang unter meinem Herzen tragen: 0 Euro
Für alle durchwachten Nächte an deinem Bett : 0 Euro
Für das viele Im-Arm-halten und Trösten: 0 Euro
Für das Auftrocknen deiner Tränen: 0 Euro
Für alles, was ich dir Tag für Tag beigebracht habe: 0 Euro
Für jedes Frühstück, Mittagessen, Jause, Brote und alles, was ich dir zubereitet habe: 0 Euro Für mein Leben , meine Zeit und meine Gedanken, die ich dir jeden Tag widme: 0 Euro Insgesamt: 0 Euro
Als sie fertig war, gab die Mutter mit einem Lächeln den Zettel ihrem Sohn in die Hand.
Das Kind las es, und zwei großeTränen liefen aus seinen Augen.
Dann drückte er den Zettel an sein Herz,
und schrieb im Anschluss auf seine eigene Rechnung in großen roten Buchstaben: bereits BEZAHLT....

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