Samstag, 4. Oktober 2008

Der lange Weg zurück von Aisha

Es war einmal
eine Seele, die als Mensch schon seit langer Zeit auf dieser Erde lebte.
Vor Urzeiten war sie Mitglied eines Ordens in einem Land, das heute vom Antlitz der Erde verschwunden ist.
Es war eine ganz wundervolle Zeit, eine heilige Zeit.
Eines Tages, sie war schon lange im innersten Kreis und gab ihr Wissen als Lehrerin weiter, musste sie den Orden verlassen. Ihr wurde gesagt, dass es hier nun nichts mehr zu tun gäbe für sie. Sie wurde hinausgeschickt in die Welt, fort aus der geschützten Umgebung, fort von ihrer wahren Familie.
Das war ihre letzte große Einweihung!
Ihr Meisterstück!
Danach kam eine schwere Zeit, und ihre Wanderschaft auf Erden begann.
Auch für alle anderen, denen dasselbe widerfahren ist, war es so.
Es waren Viele.
Sie waren in alle Winde verstreut und alleine auf sich gestellt.
So wie es üblich war, hatte sich im Laufe der vielen Leben der Schleier des Vergessens über sie gelegt. Doch sie erinnerte sich immer! Nur ganz vage waren diese Erinnerungen. Mehr als Erinnerungen waren es Gefühle und Träume.
Und sie suchte und suchte nach dem verlorenen Paradies.
So trat sie einem Orden nach dem anderen bei, und verließ auch einen Orden nach
dem anderen wieder.
Nirgends hatte sie das gefunden, was sie suchte, und darüber war sie sehr traurig.
Der größte Schmerz war jedoch der, dass das Wissen um die Göttin verloren ging. Das, was davon übrig geblieben war, wurde gründlich verdreht und als schlecht, unrein und dämonisch dargestellt. Es wurde nur noch ein Gott gesehen und verehrt. Es wurde der weibliche Aspekt
der göttlichen Quelle abgespalten und mit Füßen getreten – Männer und Frauen taten es gleichermaßen.
Es war so traurig, der Schmerz war so groß.
Das hatte die Welt völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, und das Unheil nahm seinen Lauf.
Vergessen war die Zeit, als sie beide auf dem Thron saßen, Gott und Göttin, in bedingungsloser Liebe, zwei Seiten einer Medaille.
Die Göttin offenbart ihre weibliche Seite nach Außen und trägt ihre männliche Seite unsichtbar in sich.
Der Gott offenbart seine männliche Seite nach Außen und trägt seine weibliche Seite unsichtbar in sich.
Beide sind vollkommene, heile Wesen.
Und doch gemeinsam EINS
Gott und Göttin zugleich und doch so verschieden wie Tag und Nacht.
Ohne Liebe ist Alles Nichts!
Nur einige wenige „primitive" Völker bewahrten und pflegten dieses Wissen und hielten so diese Flamme aufrecht.
Da beschloss die Seele, von nun an die Schönheit, Sanftheit, Wildheit und Kraft der Göttin, das Licht der Göttin immer hoch zu halten, in sich selbst und in Allen und Allem.
Bis zu dem Tag, an dem sie wieder ihren rechtmäßigen Platz einnehmen würde – an der linken Seite Gottes.
Bis zu dem Tag, an dem das Gleichgewicht der Kräfte wieder hergestellt wäre.
Und so verließ sie einen Orden nach dem anderen wieder. Lebte in jeder Kultur, in jedem Kontinent auf dieser Welt für eine Weile auf ihrer Reise.
Der Schleier des Vergessens wurde dünner und dünner. Sie wusste mehr und mehr, es gab auf der ganzen Welt keinen Orden mehr, der ihre Heimat, ihre Familie sein konnte. Und auch den Schoß der Naturmenschen musste sie immer wieder verlassen – denn sie war eine Reisende.
Eines Tages war sie in der Zeit angekommen, in der das geheime Wissen frei gegeben wurde von der geistigen Welt. Und, in der auch das Wissen um die Göttin wieder für alle Menschen sichtbar wurde. Jeder Mensch, der wollte, konnte in Besitz dieses Wissens kommen. Eine wundervolle Zeit in Licht und Schatten, geleitet von der geistigen Welt und ihren Meisterinnen und Meistern.
Das Zeitalter des Wassermannes brach an. Die neue Erde wurde geboren.
Alte Mauern brachen zusammen, Entgrenzung auf allen Ebenen war die Folge davon. Chaos forderte seinen rechtmäßigen Platz.
Sie begegnete wieder ihren Brüdern und Schwestern, auf der Erde und im Himmel.
Es war eine Zeit der großen Freude!
Als die Esoterik – Welle in dieser Zeit zu wogen begann, erinnerte sie sich mehr und mehr. Sie erfreute sich an der Vielfalt der Ausdrucksformen. An der Buntheit der Wahrheit, der Liebe, die unaufhaltsam zu fließen begann.
In Licht und Schatten.
Und niemals konnte sie an einem Ort bleiben, nirgends konnte sie sich einordnen und wollte es auch gar nicht.
Sie wollte frei sein!
Und sie war es!
Sie hatte erkannt, dass die Essenz immer dieselbe ist, dass nur die Ausdrucksformen und die Benennungen – Äußerlichkeiten - sich unterscheiden. Was seltsam war: jeder Orden, jede spirituelle Richtung, jede Religion hatte den Anspruch, die einzige Wahrheit zu besitzen. Sie strebten alle für sich danach, ihre Wahrheit zu etablieren.
Wie schade, dachte sie immer wieder, sprechen sie doch alle von derselben Quelle, und klammern sich doch so sehr an Äußerlichkeiten.
Das letzte Puzzleteilchen war gefunden.
Sie hatte in sich gefunden, was sie so lange im Außen gesucht hatte.
Gegensätze hatten sich zu erkennen gegeben als zwei Seiten einer einzigen Medaille.
Und lösten sie sich auf in ihr.
So wurde sie Mittlerin zwischen den Welten.
ALLES DARF SEIN
und mit einem liebenden Herzen geht es auch gar nicht mehr anders!
Ihre einzige Aufgabe war es von nun an, das Leben zu lieben und die Liebe zu leben, vollkommen, hundertprozentig, mit Leib und Seele.
Und so liebt sie voller Freude im ewigen Jetzt, Tag für Tag, Stunde um Stunde.
Und wenn sie nicht gestorben ist, liebt sie noch heute!
ENDE

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