Freitag, 24. Juli 2009

Als Gott sich von der Eins in die Zwei spaltete:

Ein Engel flog herunter, um auf der Erde neue Spiele zu erfinden
und diese nach Herzenslust zu spielen.
Als erstes ließ er das Meer entstehen, dann den Wind, um Wellen reiten zu können.
Damit das Meer glitzert wie Edelsteine, hängte er die Sonne in die Leere.
Am Rand des Meeres stellte er eine Bank hin, worauf er sich setzen und ausruhen kann.
Als er mal wieder voller Erstaunen auf seiner Bank saß und nach unten schaute, gewahrte er, dass er Feder-Füße hatte.
Da entschied er sich für eine Fischflosse und schon schwamm und tauchte er selig in
und auf den Meeresfluten, bis er müde war.
Eines Tages jedoch waren ihm das Meer und die Bank nicht mehr genug und er schuf für die Sonne den Himmel, der gleichzeitig als Dach für das Meer diente.
So entstanden die Wolken, die sich aus dem Wasser bildeten, das die Sonne täglich durstig aus dem Meer hochzog und trank.
Bald war jedoch im Meeresbecken kein Wasser mehr, und der Engel wurde sehr zornig auf die Sonne, weil sie so egoistisch war.
So entstand das Phänomen der Wetterfronten.
Aus dem Hochdruckgebiet der Sonne und dem Tiefdruckgebiet des Engelszorns brach das erste Gewitter herein, die weißen wattigen Schönwetterwolken, die fröhlich um die Sonne tanzten, ballten sich zu dichten und schweren finsteren Wolkenwänden zusammen und plötzlich rauschte es wie ein riesiger Wasserfall vom Himmel herunter, bis das leere Meeresbecken wieder bis oben gefüllt war.
Dabei schwappten aber die Wellen über den Rand und erschufen so einen riesigen Strand.
Denn alles, was der Engel erschuf war lebendig und so konnte auch aus allem etwas völlig neues Lebendes entstehen.
Als sich die Wogen endlich wieder geglättet hatten, die Sonne wieder freudig vom blauen Himmel strahlte, das Meer wieder spiegelglatt, der Strand wieder trocken war, wuchs plötzlich um die Engelsbank ein riesiger grüner Wiesenteppich, aus dem bald viele verschiedene Blumen emporsprossen.
Es duftete und blühte, die Sonne schaute voller Erstaunen auf diese Pracht, schickte ihre ganze Freude zu ihnen, so dass sie noch schöner und intensiver blühten und dufteten.
Unser Engel saß lange lange ganz still auf seiner Bank, staunte über seine Schöpfungen und konnte es kaum fassen, dass er all das einfach durch seine Wünsche Wirklichkeit werden lassen konnte.
Er schlief vor Erschöpfung das erstemal in seinem Engel-Leben ein.
Er begann zu träumen, von einer Anderswelt, die nicht von der Sonne erhellt wird, sondern in der die Dunkelheit herrschte.
Damit es geheimnisvoll aussah in dieser Finsternis, hängte er den Mond an den Nachthimmel, malte viele Sterne an ihn und bestimmte, dass der Mond nicht selbst Licht abgab, sondern es von der Sonne nahm, die hinter dem Himmelszeit ab sofort jeden Abend schlafen gehen musste.
Als der Engel wieder erwachte, war es taghell und er begann plötzlich an seiner Zauber- und Schöpferkraft zu zweifeln,so saß er da und begann einen Brief zu schreiben, doch er wusste nicht, an wen er diesen adressieren sollte, da er vergessen hatte, woher er gekommen war.
So zauberte er mitten ins Meer einen Felsen, auf den er einen Briefkastenmann stellte.
Dorthin gingen nun all seine "geflügelten" Worte -einkuvertiert in weiße Umschläge.
Der Briefkastenmann war ein Roboter, nicht lebendig,
wie Himmel, Sonne, Meer, Mond, Strand, Wiese, Blumen.
Deshalb war es ihm gleichgültig, was in diesen sehnsüchtigen Engelsbriefen stand.
Er machte automatisch die Briefkastentüre auf, und schloss sie wieder hinter dem
eingeflogenen Brief.
Dieser Briefkastenmann war die erste Schöpfung, die aus dem Zweifel des Engels entstand.
Der Zweifel aber schuf die Zahl Zwei, damit die Trennung von Zuhause.
Das erstemal gab es einen Engel, der sich getrennt fühlte von allen anderen und in ihm wuchs
ein grenzenloser grausamer Schmerz, die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat.
So vergingen viele viele Zeitalter.
Im Meer waren inzwischen dicke hohe Felsen gewachsen, die nichts anderes sind,
als die hart und steinig gewordenen Gefühle des Engels.
Dieser hatte inzwischen leider auch seine jugendliche Schönheit verloren, hatte graue Haare bekommen, selbst seine einstmals reinen weißen Flügel hatten einen Grauschleier.
Seine Augen glänzten nicht mehr voller Abenteuerlust und seine Freude am Erschaffen immer neuer Formen war erloschen wie ein Vulkan, in ihm war nur noch graue kalte Asche.
Durch die sich immer höher auftürmende Felsenwand seiner Bitterkeit mitten im Meer
entstand allmählich ein tiefer und tiefer werdender Riss und es bildete sich ein Abgrund.
Nun gab es zwei Meereshälften.
Der Engel wurde unendlich traurig, als er das sah und schwamm zum Rand des tiefen Kraters, wollte sterben und sprang einfach hinein.
Als er unten ankam, lag er mitten in tiefen dicken Schlamm.
Doch ihm war inzwischen alles gleichgültig geworden.
Er hatte jede Lebenslust verloren und keine Idee mehr, wie er wieder nachhause zurückkehren konnte, weil er ja nicht einmal wusste, wo das ist.
Von beiden Meereshälften fielen die Wasser auf ihn hernieder, und gruben den schlammigen Abgrund, in dem er lag, tiefer und tiefer nach unten und rissen ihn mit.
In ihm wurde es finsterer und finsterer, schwärzer und schwärzer.
Er verwandelte sich allmählich in den Teufel.
Wieder vergingen viele Zeitalter.
Der schwarze finstere Teufel sammelte in sich Tonnen über Tonnen an Wut und Zorn,
Ärger und Enttäuschung.
Eines Tages jedoch brach all diese gestaute Bosheit aus ihm hervor als ein gewaltiger Vulkanausbruch, der glühend heiße rote Lava nach oben schoss und sich als Feuerstrom in beide Meereshälften ergoss.
Irgendwann war das Wasser der Meere ein zweitesmal ausgetrocknet.
Der Teufel lachte hämisch vor sich hin und dachte nur: Ja genauso will ich es haben.
All meine erschaffenen Werke werde ich mit meiner Zornesglut wieder zerstören.
Bald gab es kein Meer, keine Wiesen, keine Blumen, keine Bank, keinen Himmel, keine Sonne, keinen Mond, keine Sterne mehr.
Um unseren böse und verbittert gewordenen dunklen Engel, der einstmals so weiß und rein strahlte, war nur noch bodenlose LEERE.
Doch eines hatte er nicht geschafft, nämlich sich selbst zu vernichten.
Denn er war aus der Ewigkeit und unsterblich.
Voller Entsetzen erkannte er diese Wahrheit und der Schock über diese Erkenntnis ließ ihn zu Eis erstarren.
In dieser Kälte fühlte er nichts mehr und das Denken hatte er sowieso längst als sinnlos erkannt. Auch der Eis-Engel saß wieder viele Äonen lang einfach da in dieser seiner unendlichen Leere, bis sich einestages sein VATER über ihn erbarmte, da er das Leiden seines geliebten Sohnes,
der einstmals sein schönster Engel war, nicht mehr länger mitansehen konnte.
Er hauchte ihn mit seinem göttlichen Geist zärtlich an, und schon taute dieser auf, begann wieder zu fühlen, öffnete die Augen, aus denen die Eistropfen wie Tränen rannen, schaute nach oben, sah das LICHT und rief:
"Vater, da bist ja endlich, ich habe mich so nach dir gesehnt!".
Sein Vater hatte kein einziges strafendes Wort für ihn, sondern nur unendliches Mitgefühl im Herzen.
Er nahm seinen nassen traurigen Engels-Sohn, dem die Flügel wie nasse Handtücher am Rücken hingen, in seine liebenden Arme, wiegte ihn darin, bis dieser all sein unendlich langes Weh herausgeweint hatte, und trug ihn dann endlich nachhause zurück ins göttliche Paradies der ewigen Liebe.
Der Sohn aber wusste nun erst, was ZUHAUSE wirklich bedeutet.
Er musste erst seine Heimat verlieren, um zu erfahren, was Heimat wirklich ist.
Der Briefkastenmann aber war nur der Postbote, doch was nutzt dieser, wenn er nicht weiß,
wo das wahre Postamt steht?
Die Briefe blieben deshalb viele viele Zeitalter im Kasten des Unbewussten.
Und wenn die ewige Liebe nicht gewesen wäre, würden sie auch heute noch darin vermodern.

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