Montag, 23. November 2009

Wenn dir alles zu viel wird......

Geschrieben von: Lea Hamann
Vielleicht kennst du das Gefühl.
Wenn du für einen Moment glaubst, dein ganzes Leben wird zu einer Flutwelle, die dich davon spült.
Wenn sich für einen Moment alles in dir zusammenzieht und da ist nur noch die Angst irgendetwas nicht rechtzeitig zu schaffen.
Wenn du für einen Moment glaubst, du bist ganz alleine.
Und dann wird alles zuviel.
Und der Atem bleibt stecken und die Schultern ziehen sich zusammen.
Oh, oh, das ist ein Gefühl, das für einen Moment alles ausschaltet was du weißt.
Du weißt, dass deine Seele da ist.
Du weißt, dass du dabei bist dich zu entwickeln.
Du weißt, dass es tief in dir und deinem Leben einen Sinn gibt,
etwas das dich trägt und führt.
Doch in dem Augenblick, wo alles zuviel wird, scheint das Wissen eher wie ein Strohhalm im reißenden Fluss.
(Meine Meinung ist, dass wir nicht in diesen besonders herausfordernden Momentan damit beginnen sollten, bewusst zu atmen oder unsere Seele zu spüren. Am besten wir tun das jeden Tag, immer dann wenn es möglich ist - dann werden die herausfordernden Momente immer weniger herausfordernd.)
Was kannst du tun, wenn es dich für einen Moment erwischt,
du aus deiner Mitte gerätst und alles auf einmal schwarz aussieht?
Es mag vielleicht nicht die Antwort sein, die dein Verstand hören möchte.
Aber es ist das einzige, was wirklich hilft.
Aufgeben.
Aufgeben.
Aufgeben.
Nicht kämpfen, nicht herauskommen wollen.
Sondern einfach aufgeben.
Denn im Grunde lädt dich der Fluss des Lebens ein, aufzugeben und dich halten zu lassen.
Du hast keine andere Chance.
Und auch wenn der Verstand laut "Nein" brüllt und versucht zu strampeln und zu kämpfen, aufgeben ist das einzige was Frieden bringt.
Ich kann nur da sein und mich meiner Seele anvertrauen, genau da, wo sie mich jetzt hinführt.
Und weder mein Stolz noch meine Eitelkeit haben da mitzureden.
Mich dem hingeben, was jetzt geschieht.
Ohne Kommentar, ohne meine Gefühle zu verdrängen, die dabei aufkommen.
Eine Art Demut zu haben vor meinem eigenen Leben.
Meine Seele hat mich da berührt, wo ich noch festhalte und sie lädt mich ein, loszulassen.
Und das Schöne ist, nach dem Loslassen kommt ein großes Glücksgefühl.
Und alles ist okay.
Es erweitert den eigenen Horizont und macht so viel Platz für Neues.
Ich kann mir jetzt auch noch sehr viel besser vorstellen, warum wir uns solche Dinge erschaffen wie Krebs oder Lähmungen, oder große Armut.
Es kann eine Hilfe sein, an einen inneren Punkt zu kommen, wo man nur noch aufgeben kann.
Wo man die alte Härte, die alten Masken aufgibt und sich der Seele wieder annähert.
Aufgeben.
Was für ein Geschenk.
Wir haben uns jetzt mit den emotionalen Engpässen beschäftigt, in die wir manchmal geraten, wenn uns alles zuviel wird.
Doch wie sieht es mit den äußeren Situationen aus, die uns manchmal zuviel werden können?
Oft sind es unsere eigenen Schöpfungen, die wir voller Freude begonnen haben –
und dann wird uns auf einmal alles zuviel.
Ich höre oft von Menschen, die gerade damit fertig geworden sind, eine neue Webseite aufzubauen oder ihre Termine für das kommende Jahr zu planen, oder einen Urlaub zu buchen.
Und kaum ist diese Beschäftigung damit zu Ende, kippt alles.
Die Webseite ist einfach nicht gut genug und wird der eigenen Kritik preis gegeben,
die Termine wirken wie bedrohliche Ungetüme, die jeden Tag näher kommen und der Urlaub ist der zusätzliche Stress, der jetzt auf den eigenen Schultern lastet.
Was für eine Suppe haben wir uns da bloß eingebrockt?
Wir streben nach neuen Schöpfungen und wünschen sie uns auch –
solange sie weit, weit weg sind.
Doch wenn sie unserem Ruf antworten und mitten in unser Leben kommen, was dann? Da wird aus dem rosaroten Traum auf einmal Realität.
Mit all ihren Ecken und Kanten.
Und dann wird es uns manchmal zuviel.
Was tun wir, wenn wir bemerken, dass uns alles zuviel wird?
1. Wir schalten einen Gang höher.
Noch mehr Anstrengung, noch mehr Fokus, mit noch mehr Kraft durch diese Zeit hindurch kämpfen.
Man möchte zurück zu dem Punkt, wo es wieder fließt und Freude macht.
Die Taktik, sich einfach noch viel, viel mehr anzustrengen, scheint anfangs vielleicht zu funktionieren, bringt uns aber meisten zu Punkt 2.
2. Erschöpfung und Enttäuschung machen sich breit.
Der Körper streikt, die Energiereserven sind aufgebraucht und nicht einmal motivierende Sprüche locken uns hinter dem Ofen hervor.
Das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten ist weg.
Wir verlieren auch den letzten Rest an Freude an unseren Projekten.
3. Zurück zum alten oder auf zum nächsten Projekt?
Viele Selbständige spielen an diesem Punkt mit dem Gedanken, wieder zurück in ihren alten Job zu gehen.
Vielleicht bin ich doch nicht der Typ, der sich selbständig machen kann.
Auf einmal tauchen tausend logische Gründe auf, die diese Entscheidung unterstützen: Wirtschaftskrise, fehlende Erfahrung, keiner interessiert sich für meine Angebote, die Welt ist eben ein ganz schön deprimierender Ort…usw.
Das Problem ist, dass die Liebe und die Freude an deinem Projekt irgendwo tief in dir immer noch da ist.
Und es tut weh, diese ganz abzuschreiben und aufzugeben.
Oder wir gehen über zum nächsten Projekt.
Beim nächsten Partner, bei den nächsten Terminen, mit der nächsten Webseite wird alles ganz anders.
Ein schöner Traum, der meistens nur ein Traum bleiben wird.
Denn obwohl wir einen neuen Partner, eine neue Wohnung, eine neue Webseite erkämpft haben, haben wir eines zum Neuen mitgenommen: Uns selbst.
Und in 99% der Fälle wiederholen wir die Punkte 1-3 einfach noch einmal.
Nur anders.
Hm. Was fehlt?
Warum wird es uns überhaupt erst zuviel?
Viele Seelen tragen diese Erfahrung ganz tief in sich.
Die Vorfreude auf dieses menschliche Leben war bei den meisten sehr groß.
Doch je näher die Realität, mit all ihren Höhen und Tiefen, kam, desto mehr dachten wir:
"Oh, wo bin ich hier bloß gelandet?"
Es wurde uns alles zuviel.
Und wir haben gelernt, die Tür zum Leben zu verschließen, oder zumindest anzulehnen.
Was geschieht in diesen Momenten, wo uns alles zuviel wird?
Wir vergessen unsere Seele.
Wir hören auf zu atmen.
Wir hören auf, die Unterstützung unserer Seele anzunehmen.
Wir hören auf, uns halten zu lassen.
Und das fühlt sich furchtbar an.
Denn dann sind wir ganz alleine, hilflos ausgeliefert, abhängig und fühlen uns so richtig klein.
Und jedes schöne Projekt, mag es noch so schön sein, wird in dem Moment zur Bedrohung.
Was soll ein schreiendes Baby mit einer neuen Homepage anfangen?
Gar nichts.
Es braucht Halt, Sicherheit, Geborgenheit, Liebe, Unterstützung, Wärme - all das.
Und das bekommen wir nun einmal am besten bei unserer Seele.
In dem Moment, wo du bemerkst, dass dir alles zuviel wird, dass deine Aufmerksamkeit nur noch da draußen ist und nicht mehr da drinnen bei deiner Seele, hilft nur eins:
Zurück zur Seele.
Zurück zur Seele.
Zurück zur Seele.
Wie das geht?
Es wird so viel Wind gemacht um dieses Thema, dabei ist es ganz einfach.
Ein paar weiche Atemzüge in den Bauch strömen lassen.
Und schon bist du wieder halb da.
Und noch ein paar weiche Atemzüge in den Bauch und schon bist du wieder ganz da.
Und falls dir das schwer fällt, hole dir einfach Hilfe.
Und eins noch: Dieser Moment wenn du das Gefühl hast, dir wird alles zuviel,
ist NICHT der Moment, wo es darum geht, Probleme zu wälzen,
dein Leben zu analysieren oder eine neue komplizierte Technik zu erlernen,
die dich endlich aus dieser Situation befreien soll.
Denn alles wird durch die Brille von Angst und Panik ganz verzerrt aussehen.
Das einzig wichtige ist: Zurück zur Seele.
Zurück in die Mitte.
Zurück in deinen Bauch.
Zurück in dein Gefühl zu dir selbst.
Und dann.
Dann wenn du dich wieder hast und die Liebe deiner Seele wieder spürst, dann ist immer noch ganz viel Zeit, um dein Leben zu analysieren und neue verwirrende Techniken zu erproben.
Aber vielleicht hast du darauf dann schon längst keine Lust mehr…
Es kann sein, dass dir dieser Zustand "alles wird zuviel" immer wieder einmal begegnen wird. Wir haben bereits festgestellt, dass es gut ist, aufzugeben und sich zurück zur Seele zu bewegen.
Doch es gibt noch eine ganz wichtige Verhaltensweise, die uns erlaubt, möglichst unbeschadet durch diese herausfordernden Zeiten hindurch zu gehen.
Und zwar ist es ganz wichtig,
während man in diesem überwältigenden Gefühl ist,
keine Entscheidungen zu treffen.
Das klingt irgendwie logisch, beinahe sogar selbstverständlich.
Aber wie oft reagieren wir auf einen emotionalen Engpass, indem wir eine Beziehung beenden, einen Job kündigen, eine finanzielle Entscheidung treffen, die nicht stimmig ist.
Ziemlich oft.
Viele Menschen nützen diesen Moment, wo ihnen alles zuviel wird, um ihrem Partner
(oder ihrem Chef, oder ihren Kindern, oder sich selbst, oder ihrem Körper)
endlich einmal alles an den Kopf zu werfen, was sie schon immer genervt hat.
Und dann nutzen wir die Energie, die wir gerade mobilisiert haben,
um eine hastige Entscheidung zu treffen.
Mir reicht's jetzt!
Das muss sich ändern!
Ich verlasse dich!
Ich kündige!
Ihr dürft mein Auto nicht mehr leihen!
Dir gebe ich kein Geld mehr!
Mit dir will ich nicht mehr arbeiten!
Dummerweise sind diese Entscheidungen selten weise.
Denn sie entstehen aus dem Leidensdruck.
Ähnlich wie ein gehetztes Tier, das in die Enge getrieben wird, jemanden beißt.
Das ist nicht wirklich eine langsam gereifte Entscheidung, die seine Entwicklung fördert. Dieser Impuls entsteht aus der Not, aus der absoluten Verzweiflung.
Wenn wir in der Situation sind, wo uns alles zuviel wird, geschehen zwei Dinge.
1. Es kommt eine tiefe Panik, eine Überlebensangst, auf, die uns dazu treiben möchte zu handeln.
Oder uns dazu treiben möchte nicht zu handeln und wie gelähmt zu sein.
Meistens wenn es gut wäre, zur Ruhe zu kommen, treibt uns die Angst zu überstürzter Aktivität.
Und wenn es angebracht wäre etwas zu tun, lässt sie uns vor lauter Angst erstarren.
2. Wir bemerken ganz wichtige Dinge, die eigentlich schon immer schief laufen.
Du bemerkst z.B. dass du schon seit Jahren zuviel Verantwortung auf dich genommen hast, dich wegen der unordentlichen Art deines Partners verrückt gemacht hast, zu viele Überstunden geleistet hast und überhaupt dass alle viel zu wenig Verständnis für dich haben.
Die Kunst ist, die Energie fließen zu lassen, ohne zu handeln.
Am besten geht das mit dem Bewussten Atmen, manche Leute schimpfen aber auch gerne -
das ist auch in Ordnung.
Solange wir immer wieder zu unseren Gefühlen und dem, was sich in uns lösen möchte zurückkehren, bleiben wir im Fluss.
Sobald wir anfangen zu glauben, dass wir etwas unternehmen müssen um aus dem Gefühl herauszukommen, halten wir die natürliche Entwicklung an.
Alle Handlungen und Entscheidungen, die aus dieser Überlebensangst heraus entstehen,
bringen uns nicht wirklich weiter.
Manchmal hilft es, sich in der Situation bewusst zu werden, dass wir aufgeben dürfen und unserer Seele vertrauen können. Sie hat mich hier hinein geführt, die führt mich auch wieder hinaus.
Die Lösung entsteht von alleine.
Ich kann nichts tun, außer meinen Kampf aufzugeben und zu atmen.
Die Lösung entsteht von alleine.
Ich kann alles meiner Seele überlassen.
Ich kann die Lösung nicht "machen".
Die Lösung entsteht von alleine.
Je mehr wir in diesen Situationen aufgeben und uns auf die Seele beziehen,
desto leichter geschieht die Lösung.
Und das Schöne an diesen Momenten ist, dass es die Momente sind, in denen Heilung geschieht. Die Heilung ist natürlich nicht das panische Handeln aus der Verzweiflung.
Aber die Heilung beginnt in dem Moment, wo wir nachgeben, wo wir unserem Schmerz begegnen und ihn da sein lassen.
Heilung beginnt da, wo wir uns noch mehr unserer Seele hingeben.
Und beobachten, dass etwas ganz tief in uns sich neu anordnen kann.
Und nach jedem Sturm scheint die Sonne wieder.
Dann bemerken wir, wie gut es ist, dass wir noch mehr Verantwortung abgegeben haben,
dass wir innerlich nachgegeben haben.
Die Veränderung im Außen geschieht dann von ganz alleine.
Die Lösung entsteht von alleine.
Welch ein Glück!
http://www.eelea.de/magazin/leas-blog/wenn-alles-zuviel-wird.html

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