Samstag, 15. Januar 2011

So möchten Kinder erzogen werden

"Verwöhne mich nicht!
Ich weiß sehr wohl, dass ich nicht alles bekommen kann, wonach ich frage,
 ich will Dich nur auf die Probe stellen!
Sei nicht ängstlich, im Umgang mit mir standhaft zu bleiben!
Mir ist diese Haltung lieber, weil ich mich dann sicherer fühle.
Hindere mich daran, schlechte Angewohnheiten anzunehmen.
Ich muss mich darauf verlassen können, dass Du sie schon in ihren Ansätzen erkennst.
Weise mich nicht im Beisein anderer Leute zurecht,
 wenn es sich vermeiden lässt!
Ich werde Deinen Worten viel mehr Beachtung schenken, wenn Du zu mir leise unter vier Augen sprichst.
Sei nicht fassungslos, wenn ich Dir sage: "Ich hasse dich...!"
...ich hasse Dich nicht, sondern Deine Macht, meine Pläne zu durchkreuzen.
Bewahre mich nicht vor den Folgen meines Tuns!
Ich muss auch einmal peinliche Erfahrungen machen.
Schenke meinen kleinen Unpässlichkeiten nicht zu viel Aufmerksamkeit!
Sie verschaffen mir nur manchmal die Zuwendung, die ich benötige.
Nörgle nicht!
Wenn Du das tust, schütze ich mich dadurch, dass ich mich taub stelle.
Mache keine raschen Versprechungen!
Bedenke, dass ich mich schrecklich im Stich gelassen fühle, wenn Versprechungen gebrochen werden.
Sei nicht inkonsequent!
Das macht mich völlig unsicher und lässt mich mein Vertrauen zu Dir verlieren.
Unterbrich mich nicht, wenn ich Fragen stelle!
Wenn Du das tust, so wirst du bemerken, dass ich mich nicht mehr an Dich wende, sondern versuche,
 meine Informationen anderswo zu bekommen.
Sag nicht, meine Ängste seien albern!
Sie sind erschreckend echt, aber Du kannst mich beruhigen, wenn Du versuchst, sie zu begreifen.
Versuche nicht immer so zu tun,
als seist Du perfekt oder unfehlbar.
Der Schock ist für mich zu groß, wenn Du es doch nicht bist.
Denke nicht immer, dass es unter Deiner Würde sei,
Dich bei mir zu entschuldigen!
 Eine ehrliche Entschuldigung erweckt bei mir ein überraschendes Gefühl der Zuneigung.
Vergiss nicht, ich liebe Experimente!
Ich kann ohne sie nicht groß werden. Bitte halt es aus.
Vergiss nicht, wie schnell ich aufwachse.
Es muss für Dich schwer sein, mit mir Schritt zu halten, aber bitte, versuche es!
Vergiss nicht, dass ich ohne eine Menge verständiger Liebe
nicht gedeihen kann!
Aber das muss ich Dir wohl nicht sagen, nicht wahr!"


November 1963 aus einem Newsletter der "International Study Group", von Erik Blumenthal übersetzt.
Danke an Werner Forneberg http://www.das-eselskind.com/

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