Sonntag, 10. März 2013
Lass dich ganz NEU berühren von der GEDULD
Dies schrieb ein New Yorker Taxifahrer:
Ich wurde zu einer Adresse hinbestellt und wie gewöhnlich
hupte ich als ich ankam. Doch kein Fahrgast erschien.
Ich hupte erneut.
Nichts.
Noch einmal.
Meine Schicht war fast zu Ende, dies sollte meine letzte
Fahrt sein.
Es wäre leicht gewesen, einfach wieder wegzufahren.
Ich entschied mich jedoch dagegen, parkte den Wagen und ging
zur Haustür.
Kaum hatte ich geklopft, hörte ich eine alte gebrechliche
Stimme sagen
"Bitte, einen Augenblick noch!"
Durch die Tür hörte ich,
dass offensichtlich etwas über den Hausboden geschleift
wurde.
Es verging eine Weile bis sich endlich die Tür öffnete.
Vor mir stand eine kleine alte Dame, bestimmt 90 Jahre alt.
Sie trug ein mit Blümchen bedrucktes Kleid und einen dieser
Pillbox-Hüte mit Schleier,
die man früher immer getragen hat.
Ihre gesamte Erscheinung sah so aus, als wäre sie aus einem
Film der 1940 Jahre entsprungen.
In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Nylon-Koffer.
Da die Tür offen war, konnte ich nun auch in die Wohnung
blicken.
Die Wohnung sah aus als hätte hier über Jahre niemand mehr
gelebt.
Alle Möbel waren mit Tüchern abgedeckt.
Die Wände waren völlig leer - keine Uhren hingen dort.
Die Wohnung war fast komplett leer - kein Nippes, kein
Geschirr auf der Spüle,
nur hinten in der Ecke sah ich etwas.
Einen Karton, der wohl mit Photos und irgendwelchen
Glas-Skulpturen bepackt war.
"Bitte, junger Mann, tragen sie mir meinen Koffer zum
Wagen?" sagte sie.
Ich nahm den Koffer und packte ihn in den Kofferraum.
Ich ging zurück zur alten Dame um ihr beim Gang zum Auto ein
wenig zu helfen.
Sie nahm meinen Arm und wir gingen gemeinsam in Richtung
Bürgersteig, zum Auto.
Sie bedankte sich für meine Hilfsbereitschaft.
"Es sei nicht Rede wert" antwortete ich ihr,
"Ich behandle meine Fahrgäste schlicht genauso,
wie ich auch meine Mutter behandeln würde!"
"Oh, sie sind wirklich ein vorbildlicher junger
Mann." erwiderte sie.
Als die Dame in meinem Taxi Platz genommen hatte gab sie mir
die Zieladresse, gefolgt von der Frage, ob wir denn nicht durch die Innenstadt
fahren könnten.
"Nun, das ist aber nicht der kürzeste Weg, eigentlich
sogar ein erheblicher Umweg."
gab ich zu bedenken.
"Oh, ich habe nichts dagegen ", sagte sie.
"Ich bin nicht in Eile. Ich bin auf dem Weg in ein
Hospiz."
"Ein Hospiz?" schoss es mir durch den Kopf.
Scheiße, Mann!
Dort werden doch sterbenskranke Menschen versorgt und beim
Sterben begleitet. Ich schaute in den Rückspiegel, schaute mir die Dame noch
einmal an.
"Ich hinterlasse keine Familie" fuhr sie mit
sanfter Stimme fort.
"Der Arzt sagt, ich habe nicht mehr sehr lange."
Ich schaltete das Taxameter aus. "Welchen Weg soll ich
nehmen?" fragte ich.
Für die nächsten zwei Stunden fuhren wir einfach durch die
Stadt.
Sie zeigte mir das Hotel, indem sie einst an der Rezeption
gearbeitet hatte.
Wir fuhren zu den unterschiedlichsten Orten.
Sie zeigte das Haus indem sie und ihr verstorbener Mann
gelebt hatten als sie noch "ein junges, wildes Paar" waren.
Sie zeigte mir ein modernes neues Möbelhaus, dass früher
"ein angesagter Schuppen" zum Tanzen war.
Als junges Mädchen habe sie dort oft das Tanzbein
geschwungen.
An manchen Gebäuden und Straßen bat sie mich besonders
langsam zu fahren.
Sie sagte dann nichts.
Sie schaute dann einfach nur aus dem Fenster und schien mit
ihren Gedanken noch einmal auf eine Reise zu gehen.
Hinter dem Horizont kamen die ersten Sonnenstrahlen.
Waren wir tatsächlich die ganze Nacht durch die Stadt
gefahren?
"Ich bin müde" sagte die alte Dame plötzlich.
"Jetzt können wir zu meinem Ziel fahren"
Schweigend fuhren wir zur Adresse, die sie mir am Abend
gegeben hatte.
Das Hospiz hatte ich mir viel größer vorgestellt.
Mit seiner Mini-Einfahrt wirkte es eher wie ein kleines
freundliches Ferienhaus. Jedoch stürmte kein kaufwütiger Makler aus dem Gebäude
sondern zwei eilende Sanitäter die, kaum hatte ich den Wagen angehalten, die
Fahrgasttüre öffneten.
Sie schienen sehr besorgt.
Sie mussten schon sehr lange auf die Dame gewartet haben.
Und während die alte Dame im Rollstuhl Platz nahm,
trug ich ihren Koffer zum Eingang des Hospiz.
"Wie viel bekommen sie von mir für die Fahrt?"
fragte sie, während sie in ihrer Handtasche kramte.
"Nichts", sagte ich,
"Sie müssen doch ihren Lebensunterhalt verdienen«,
antwortete sie.
"Es gibt noch andere Passagiere" erwiderte ich mit
einem Lächeln.
Und ohne lange drüber nachzudenken, umarmte ich sie.
Sie hielt mich ganz fest an sich.
"Sie haben einer alten Frau auf ihren letzten Meter
noch ein klein wenig Freude
und Glück geschenkt.
Danke" sagte sie mit glasigen Augen zu mir.
Ich drückte ihre Hand, und ging dem trüben Sonnenaufgang
entgegen …
Hinter mir schloss sich die Tür des Hospiz.
Es klang für mich wie der Abschluss eines Lebens.
Meine nächste Schicht hätte jetzt beginnen sollen, doch ich
nahm keine neuen Fahrgäste an.
Ich fuhr einfach ziellos durch die Straßen - völlig
versunken in meinen Gedanken.
Ich wollte weder reden, noch jemanden sehen.
Was wäre gewesen, wenn die Frau an einen unfreundlichen und
mies gelaunten Fahrer geraten wäre, der nur schnell seine Schicht hätte beenden
wollen.
Was wäre, wenn ich die Fahrt nicht angenommen hätte.
Was wäre, wenn ich nach dem ersten Hupen einfach weggefahren
wäre?
Wenn ich an diese Fahrt zurück denke, glaube ich dass ich
noch niemals etwas Wichtigeres im Leben getan habe.
In unserem hektischen Leben legen wir besonders viel Wert
auf die großen, bombastischen Momente.
Größer. Schneller. Weiter.
Dabei sind es doch die kleinen Momente, die kleinen Gesten
die im Leben wirklich etwas zählen.
Für diese kleinen und schönen Momente sollten wir uns wieder
Zeit nehmen.
Wir sollten wieder Geduld haben - und nicht sofort hupen -
dann sehen wir sie auch – die kleinen und schönen Momente .
~Autor mir leider unbekannt~