Freitag, 15. August 2014

Gedanken zur Leere

© R. Roder
 
Bild: caged-heart-tomasz-alen-kopera
Ich habe nach Bildern gesucht, die die Leere zeigen.
Aber Leere hat keine Bilder.
Die Bilder unter dem Begriff Leere waren fast allesamt mit Negativem behaftet- der leere Blick, das leere Zimmer, der einsame Mensch, der Weg ins Nichts.
Aber das gezeigte Nichts war eine Landschaft… irgendwo.
Genau das machen wir- Leere füllen.
Weil wir sie nicht aushalten.
Wir treffen uns mit anderen oder telefonieren.
Wir essen, trinken, rauchen, sehen TV, putzen, essen Schokolade…
Unsere Süchte haben hier ihre Wurzeln.
Immer wieder begegnet mir dieses Thema in letzter Zeit- Leere.
Und in meinem Geiste assoziiert etwas kontinuierlich das Wort Leere mit dem Wort Lehre.
Irgendetwas ist da.
Lehren in der Leere.
Gerade schrieb ich noch so vor mich hin …
Leere füllen....
LEERE füllen...
LEERE fühlen...
LEERE sein lassen...
FÜLLE sein…
Ich denke, wir sollten manchmal nichts tun…
Die Langeweile ertragen.
Und es gibt einen Unterschied im Leere-Füllen.
Die Frage ist, aus welcher Richtung die Be-Füllung erfolgt- von außen oder innen.
Das NICHTS tun, ist eine schamanische Technik.
Nicht nichts tun, sondern das NICHTS tun.
Denn dieses NICHTS gilt- ähnlich wie in asiatischen Religionen- als Seins-Zustand. 
Nichts tun…
Das NICHTS tun…
NICHTS… sein…
SEIN…
SEIN tun… 
Seins-Quelle…
Quelle sein… 
Wenn wir zu schnell sind, stopfen wir die Leere mit allem Äußeren, das uns in die Sinne kommt.
Wenn wir die Leere sein lassen, ihr Zeit und Raum geben, öffnet sich ein Tor zur Quelle in uns.
Und wenn diese Quelle sprudelt…
Das nennt man LEBEN.
Das ist der Ort, an dem wir lebendig sind.
Dieser Ort sitzt inmitten von uns selbst.
Hand auf’ s Herz…
Das wussten wir doch…
Irgendwie.
Das NICHTS ist stiller Sinn, schweigende Gedanken.
Und was aus unserer Quelle entspringt, passiert unser ganzes Wesen und wenn es dem Herzen entspringt…
Das erste und zweite und übernächste und über-über-übernächste, was sich zeigt…
Das ist nicht wirklich schön- nicht immer.
Und es fühlt sich nicht immer gut an.
In der Leere wohnen neben Freude und Leichtigkeit und Kreativität ebenso Schmerz und Leid und Einsamkeit und Angst und Wut… 
Mit sanften Schritten sollten wir uns nähern, um die Ecke unseres uns schützenden Egos blicken und während wir ihm zuflüstern, dass es sich entspannen kann, leise den Schlüssel ins Schloss stecken. 
Loslassen… hinnehmen… hingeben… 
Widerstand ist unser größter Gegner.
Soviel Kraftaufwand, um nicht zu fühlen.
Soviel Gegendruck…
Gegen das Leben.
Gegen das Sein.
Gegen das Selbst.
Depression leitet sich vom lateinischen Wort deprimere ab, niederdrücken.
Als Gefühl-los sein, definiert die Literatur die Symptome.
Das Wort besagt, die Gefühle werden niedergedrückt.
Das ganze Selbst wird niedergedrückt.
Die Quelle verriegelt, denn dort, wo die Freude sitzt, spaziert alter Schmerz gleichsam durch die selbe Tür nach draußen.
Doch sowie wir diesen schwarzen Schatten entlassen und erblicken, verliert er auch schon an Größe, an Bedeutung, verpufft er schließlich ins Nichts.
Dort, wo geputzt wurde, entsteht Raum- leerer Raum. 
Und weiter heißt es… nichts tun. 
Leerer Raum schafft Platz für Schöpferisches.
Das NICHTS tun, bedeutet alle üblichen, gewohnheitsmäßigen Maximen, Gedanken, Glaubensvorstellungen, alles, was für uns in den großen Pott der Realität gehört, vom Tisch des Seins zu verbannen.
Denn auf diesem Tisch des Seins, ist nicht DAS Sein, nicht DIE Realität.
Auf diesem Tisch ist lediglich jenes, was wir dort platziert haben. 
Der LEERE mutig zu begegnen, bedeutet dem Sein mutig zu begegnen und dem Stück größerer Realität auf dem nächstgrößeren Tisch.
Doch…
Für den Anfang müssen wir einfach mal nichts tun. 
© R. Roder