Sonntag, 7. September 2014
WIESO KLAMMERN UND FESTHALTEN-WOLLEN IN DUALSEELENVERBINDUNGEN KONTRAPRODUKTIV IST
(© Mona Dellwo)
"Was zu dir gehört, kannst du niemals verlieren!
Niemals.
Und was nicht zu dir gehört, kannst du nicht festhalten.
Nicht einmal mit aller Kraft der Welt."
Ist das nicht eine sehr entspannende Erkenntnis
des weisen Konfuzius vor 2500
Jahren?
Das gilt auch ganz besonders für Dualseelenverbindungen, denen bekanntlich eine
eigene Dynamik zugrunde liegt - nämlich, dass einer der beiden (zumindest zu
Beginn) nach intensiver Nähe davonläuft und der andere hinterher, verzweifelt
versuchend, das scheinbar Verlorene wieder zurück zu gewinnen. In echten
Dualseelenverbindungen ist es so, dass der Grund für dieses Weglaufen niemals
Unliebe oder Desinteresse ist, sondern immer Angst. Es ist die Angst, die den
sogenannten "Gefühlsflüchter" sozusagen in die Flucht schlägt - die
Angst, von diesen intensiven Gefühlen und dieser noch nie erlebten Nähe (die
anfangs aber als paradiesisch erlebt wird!) regelrecht übermannt zu werden und
jene Kontrolle zu verlieren, die sein ganzes Leben lang sein größter Schutz
war.
Das ist wohl der Hauptgrund, weshalb einer der beiden nach einer anfänglich
wunderschönen und intensiven Zeit der Nähe, der Liebe und des Sich-Erkennens
sehr oft in den Nichtkontakt abtaucht, Zuflucht sucht in einer bestehenden
Beziehung oder auch in einer neuen, die weniger intensiv und damit weniger
bedrohlich erscheint.
Was soll nun der sogenannte "Loslasser" (den ich lieber
Klammeräffchen nenne, weil ich diese nüchternen Bezeichnungen nicht mag, wir
sie aber brauchen, um uns zu verständigen) tun? Beim Loslasser kommt nun seine
schlimmste Angst in brutalster Form an die Oberfläche - die Angst, den
geliebten Menschen zu verlieren. Meist ist diese Angst gar keine Angst mehr,
sondern pure Panik, die jede Logik und jeden Verstand schwinden lässt. Und dann
machen wir Dinge, die ganz und gar unlogisch sind: wir laufen dem Menschen, der
Angst hat vor Liebe und Nähe, im Eiltempo und mit großer Ausdauer hinterher, um
ihn davon zu überzeugen, dass seine Angst unbegründet ist.
Was passiert jedoch, wenn man einen Menschen mit einer Schlangenphobie ständig
mit einer Schlange in der Hand verfolgt? Er wird immer schneller und immer
schneller laufen, sich immer bessere Verstecke aussuchen und irgendwann
gegebenenfalls so richtig, richtig sauer werden.
Kein Wunder, oder?
So schwer es auch ist, hilft hier vorerst nur eines: Ruhig bleiben! Bei sich
bleiben. Stehen bleiben. Und nicht nachlaufen.
Ich bin generell durchaus eine Befürworterin dessen, seiner Dualseele seine
Gefühle zu zeigen. Auf jeden Fall. Ich ermutige die Menschen, die mich um Rat
fragen, auch immer wieder dazu, wenn ich fühle, dass die Zeit reif ist dafür.
Und sehr oft konnte ich Dualseelenpaaren damit auch helfen, sich wieder näher
zu kommen. Aber es kommt immer darauf an, welche Motivation bei dieser Person
hinter dem Wunsch nach Kontakt steckt. Sehr oft ist die Verlustangst, das
Klammern und die Abhängigkeit so dermaßen stark ausgeprägt und für mich so
intensiv fühlbar, dass ich dringend davon abrate, weil eine Kontaktaufnahme
einzig und allein der (scheinbaren) Milderung der eigenen Angst dienen würde.
Kurzfristig. Sehr kurzfristig.
Sich melden geht erst dann, wenn man seine Verlustangst schon ziemlich gut im
Griff hat und das Motiv der Kontaktaufnahme nicht mehr die pure Angst ist. Denn
unsere Dualseele "riecht" diese Angst und sie wird ihn weiter von uns
forttreiben.
Ich weiß, es ist schwer. Ich habe es ja selbst sehr eindrücklich und auch sehr
schmerzhaft erlebt. Ich war dort wo alle sogenannten "Loslasser"
waren - in der verzweifelten Angst, den geliebten Menschen für immer verloren
zu haben. Diese Angst hat mir viel über mich gezeigt - über meine Angst, nicht
gut genug zu sein, nicht liebenswert zu sein, über mein abhängiges
Beziehungsverhalten und über meine Wahrnehmung von Partnerschaft und Liebe, die
mit Liebe damals noch eher wenig zu tun hatte.
Es gibt nur einen dauerhaften Weg aus der Verzweiflung und aus dem Schmerz -
und das ist der Weg mitten durch die Angst. Eine spirituelle Beziehung wie die
Dualseelen-Verbindung bringt unsere alten Verletzungen und Ängste sehr gezielt
an die Oberfläche unseres Bewusstseins und in diesen Verbindungen haben die
Verdrängungsmechanismen, die in anderen, weniger tief gehenden Beziehungen
vielleicht noch funktioniert haben, keine Wirkung mehr. Das gilt für beide
Partner. Die Liebe zwischen Dualseelen ist so tief, dass diese bewährten
Schutztechniken nicht mehr greifen. Dualseelen helfen sich also gegenseitig,
sich ihren tiefsten Ängsten zu stellen - ihrer Angst vor Liebesverlust und
ihrer Angst vor Intimität und Nähe (die letztendlich auch auf der Angst vor
Liebesverlust begründet ist). Diese Ängste behindern die reine Liebe, weil sie
zu Abhängigkeit führen. Wir werden also nicht darum herum kommen, uns mit
dieser Angst auseinander zu setzen. Und das ist ein Segen! Denn nur so - nur,
wenn wir uns dieser inneren Verletztheit und unserer Angst bewusst werden -
kann sie auch heilen. Die Verlustangst war in vorhergehenden Beziehungen sehr
wahrscheinlich auch schon vorhanden. Es ist nicht so, dass diese Angst nur in
Dualseelenverbindungen auftritt, sondern sie zeigt sich manchmal auch in
anderen Beziehungen. Nicht jede Beziehung, in der diese massiven Ängste
auftreten, ist unweigerlich auch eine Dualseleenverbindung. Es kann sich auch
um eine karmische Seelenpartnerschaft handeln.
Es scheint mir wichtig, ganz ehrlich mit sich selbst zu sein und klar zu
erkennen, dass Klammern und Nachlaufen mit Liebe nichts zu tun haben. Ich weiß,
ich mache mich mit dieser Aussage oft unbeliebt und auch damit, dass ich der
Meinung bin, dass wir an uns arbeiten müssen, wenn wir auf diesem Weg
vorankommen wollen. Ich denke jedoch, ich tue euch keinen Gefallen, wenn ich
euch nur tolle Readings mache, in denen ich euch sage, dass bald alles gut wird
und ihr mit eurer Dualseele zusammen kommt. Das hilft euch nicht weiter.
Deswegen sind meine Readings auch nicht prognostisch, sondern setzen bei den
Lernthemen an.
Ja, ein Zusammenkommen ist möglich!
Aber nicht ohne die nötige "Vorarbeit".
Jedes Klammern, jedes Nachlaufen, jedes verzweifelte Festhalten-Wollen und auch
jedes Haben-Wollen ist kein Ausdruck von Liebe (!!) und führt nur dazu, dass
man stehen bleibt, sich nicht entwickelst und sich dann natürlich auch in der
Dualseelenverbindung gar nichts bewegen kann oder bewegen darf. Wahre Liebe
lässt den anderen frei, lässt ihn sein so wie er sein will. Und wie Konfuzius
schon sagte: Was zu dir gehört, kannst du niemals verlieren. Deine Dualseele
gehört nicht nur zu dir, sie ist ein Teil von dir und du bist ein Teil von ihr.
Wie könntet ihr euch jemals verlieren...?
Vergesst bitte nicht: Wir sind hierher gekommen, um durch diese Verbindung
reine Liebe wieder zu "erlernen", diese Liebe auf der Erde zu
verankern und Wegbereiter zu sein für eine völlig neue und reife Form von
Partnerschaft - eine Partnerschaft, die frei ist von Abhängigkeiten und die
getragen ist von echter Liebe und Vertrauen; eine Partnerschaft, wo beide stark
sind und in sich ruhen; eine Partnerschaft, in der sich die Partner nicht durch
Erwartungen und Bedingungen einengen, manipulieren und sich gegenseitig die
Luft zum Atmen nehmen. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn wir uns vorher
mit unserer Abhängigkeit, unseren Ängsten und unseren Beziehungsmustern
auseinandersetzen.
Die Geistige Welt oder unser Höheres Selbst baut eine "Sicherung"
ein, die verhindert, dass wir mit unserer Dualseele zusammen kommen, bevor wir
reif dafür sind. Denn wenn wir noch voller Abhängigkeit sind, würde solch eine
hochschwingende Verbindung erstens nicht funktionieren, zweites würde die Liebe
dabei Schaden nehmen und drittens wäre dies keine Beziehung der Neuen Zeit, die
einzuleiten und zu leben wir hergekommen sind.
Beginnen können wir dabei immer nur bei uns selbst. Es bringt absolut nichts,
sich übermäßig auf den Partner zu konzentieren und ihn "retten" zu
wollen. Man kann eine andere Person nicht retten. Das muss jeder für sich
selbst machen. Es ist aber so, dass Dualseelen so eng miteinander verbunden
sind, dass jeder Reifungsschritt, den sie machen, auch für den zweiten Teil
Heilung und Wachstum bedeutet. Wenn einer also voran geht und sich gut um sich
selbst kümmert, um seine Selbstliebe, um seine Ängste - dann profitiert auch
der andere und wird unweigerlich nachziehen. Der eine früher, der andere
braucht eben etwas länger. Das zugestehen zu können, ist auch ein Ausdruck von
Liebe.
Ich werde oft gefragt, wie man die Verlustangst heilen kann. Das Wichtigste ist
zunächst, sich dieser Angst ehrlich bewusst zu werden. Es gibt viel Literatur
dazu und einen Auszug daraus werde ich euch im Anhang auflisten.
Nach meiner persönlichen Erfahrung (aber das muss jeder für sich herausfinden)
ist die Arbeit mit dem Inneren Kind eine der geeigneten Methoden, um Verlustangst
zu heilen. Es gibt aber viele andere energetische Methoden, mit denen man
arbeiten kann.
Zudem ist die Beschäftigung mit den Themen Selbstliebe bzw. liebevolle
Selbstannahme sowie Abhängigkeit sehr wichtig für persönliches Wachstum. Ich
liste euch einige Buchtipps auf, die ich persönlich wertvoll finde und wünsche
euch, dass sie auch für euch hilfreich sind.
(© Mona Dellwo)
Was würde die Liebe jetzt tun?: Ein Buch über seelischen Mißbrauch mit Kindern,
über Liebe und Angst, Christa Heidecke
Liebe und Abhängigkeit: Wie wir übergrosse Abhängigkeit in einer Beziehung
beenden können, Howard Halpern
Wege aus der Abhängigkeit: Destruktive Beziehungen überwinden, Heinz-Peter Röhr
Das innere Kind umarmen: Die Kraft der Gefühle nutzen und Verhaltensmuster ändern,
Kim-Anne Jannes
Die Heilung des inneren Kindes: Sieben Schritte zur Befreiung des Selbst,
Susanne Hühn
Das verlassene Kind. Gefühlsverletzungen aus der Kindheit erkennen und heilen,
Daniel Dufour
Jein!: Bindungsängste erkennen und bewältigen, Stefanie Stahl
Meditationen zur Selbstliebe, Susanne Hühn
Heirate dich selbst: Wie radikale Selbstliebe unser Leben revolutioniert, Veit
Lindau
Lerne, dich selbst zu lieben, dann liebt dich das Leben, Sabine Standenat
Wenn die Masken fallen. Paare auf dem Weg zum Wir, Christiane Sautter