Sonntag, 13. März 2016
5 emotionale Wunden, die wir aus der Kindheit ins Erwachsenenalter mitnehmen
Quelle der Idee: Bourbeau,
L. Heile die Wunden deiner Seele. 2001. Windpferd.
Es ist leider nicht ungewöhnlich,
dass unsere emotionale
Gesundheit schon seit der Kindheit geschädigt ist.
Oft ist uns gar
nicht bewusst, was uns eigentlich blockiert,
was Schwindel oder Angst in uns hervorruft.
In der Mehrzahl
der Fälle ist die Ursache darin zu suchen,
was wir als Kinder erlebt
haben, in den emotionalen Wunden,
die uns zugefügt wurden, während wir
erste Erfahrungen im Umgang mit der Welt gesammelt haben, und die nie geheilt
wurden.
Emotionale Wunden
Emotionale Wunden sind schmerzhafte Kindheitserfahrungen,
die unsere erwachsene Persönlichkeit formen, die uns zu dem machen,
was wir
sind, und die beeinflussen, wie wir uns Widrigkeiten stellen.
Wir sollten sie uns bewusst machen und nicht versuchen,
sie
zu verschleiern, denn je länger wir den Heilungsprozess hinauszögern,
umso
tiefer werden die Wunden.
Die Angst, das mit den Erfahrungen verbundene Leid noch
einmal erleben zu müssen, lässt uns zu einer Vielzahl von Masken
greifen,
die uns den Lebensweg weiter erschweren.
Genau das sollte daher
vermieden werden.
Verrat, Demütigung, Misstrauen, Verlassenheit,
Ungerechtigkeit…
Dies sind einige der Wunden, über die Lisa Bourbeau mit uns in
ihrem Buch Heile die Wunden deiner Seele spricht.
Im folgenden
werden wir sehen, wie wir sie identifizieren können:
1. Angst des Verlassenwerdens
Hilflosigkeit ist der schlimmste Feind derjenigen,
die in
ihrer Kindheit allein gelassen wurden.
Man stelle sich nur einmal vor,
wie schmerzhaft es für ein Kind sein muss, wenn es Angst haben muss, allein und
ungeschützt vor einer Welt zu stehen, die es nicht kennt.
Wenn das hilflose Kind erwachsen ist, folgt
daraus, dass es versuchen wird, erneutes Leid durch Verlassenwerden zu
vermeiden.
Wer darunter also gelitten hat, wird dazu neigen, sich
frühzeitig von seinem Partner und seinen persönlichen Projekten zu
distanzieren.
Dies entspricht einzig und allein der Angst,
die eine
Wiederholung des Leidens in ihm hervorruft.
Es ist sehr häufig, dass diese Menschen folgendermaßen
sprechen oder denken:
„Ich verlasse dich, bevor du mich verlässt“,
„niemand
hilft mir und ich bin nicht bereit, das allein zu ertragen“,
„wenn du gehst,
komm nicht zurück…“.
Die Betroffenen müssen mit ihrer Angst vor dem
Alleinsein,
der Furcht vor dem Verlassenwerden und ihrer Ablehnung von
physischem Kontakt (Umarmungen, Küsse, sexuelle Beziehung…) arbeiten.
Diese Wunde ist nicht
leicht zu heilen,
aber es ist ein guter Anfang, sich der Angst vor der
Einsamkeit zu stellen.
Daraus kann sich ein positiver innerer Dialog
entwickeln,
der Erfolg verspricht.
2. Angst vor Zurückweisung
Diese Wunde lässt es nicht zu, dass wir unsere Gefühle,
unsere Gedanken und unsere Erlebnisse akzeptieren.
Ihr Auftauchen in der Kindheit wird durch die
Ablehnung seitens der Eltern, der Familie oder vergleichbarer Personen
ausgelöst.
Der Schmerz, der durch diese Wunde entsteht, verhindert den
Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls und der Fähigkeit der betroffenen
Person,
zu lieben.
Sie provoziert Gedanken an Zurückweisung und daran,
nicht geliebt zu werden.
Außerdem wird ein Minderwertigkeitsgefühl hervorgerufen.
Das zurückgewiesene Kind hat das Gefühl, Zuneigung und
Einfühlungsvermögen nicht zu verdienen.
Es isoliert sich daher,
um dieses Leid
nicht noch einmal erleben zu müssen.
Es ist wahrscheinlich, dass der Erwachsene, der sich aus
dem zurückgewiesenen Kind entwickelt, eine scheue Person ist.
Daher muss mit den inneren Ängsten und den panikauslösenden Situationen
gearbeitet werden.
Wenn das auf dich zutrifft, dann übernimm die Führung und
riskiere es, selbst Entscheidungen zu treffen.
Mit der Zeit wird es dich
weniger stören,
wenn sich Menschen von dir abwenden und du wirst lernen,
dass
es nicht immer persönliche Motive sind, wenn du vergessen wirst.
Du
bist der einzige Mensch, den du zum Leben brauchst.
3. Demütigung
Diese Wunde entsteht dann, wenn wir das Gefühl haben,
dass unsere Mitmenschen uns missbilligen und kritisieren.
Derartige
Probleme können wir in unseren Kindern auslösen,
indem wir ihnen sagen, dass
sie ungeschickt, schlecht oder lästig sind.
Eine ähnliche Wirkung kann es
haben, wenn wir ihre Probleme vor anderen Menschen diskutieren (eine leider
sehr häufige Angewohnheit).
Damit zerstört man das kindliche Selbstwertgefühl
und erschwert die Entwicklung einer gesunden Liebe zu sich selbst.
Daraus entwickelt sich oft eine abhängige Persönlichkeit.
Vielleicht hat der Betroffene auch
Schutzmechanismen wie Tyrannei und Egoismus erlernt.
Er mag sogar andere
Menschen demütigen,
um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
Diese Erfahrungen machen es notwendig, an unserer
Unabhängigkeit zu arbeiten, an unserer persönlichen Freiheit, am Verständnis
unsere Bedürfnisse und Ängste sowie an unseren Prioritäten.
4. Verrat oder Vertrauensangst
Diese Wunde entsteht, wenn Personen aus dem näheren
Umfeld des Kindes ihre Versprechen nicht einhalten,
sodass sich das Kind
betrogen und verraten fühlt.
Die Konsequenz daraus ist die Entwicklung
eines grundsätzlichen Misstrauens, aus dem Neid und andere negative Gefühle
erwachsen können, weil man das Versprochene selbst nicht verdient,
obwohl
andere es haben.
Personen, die in ihrer Kindheit unter diesen Problem
gelitten haben,
zeigen oft kontrollierende, perfektionistische
Persönlichkeiten.
Es sind Menschen, die alles dreimal geprüft
haben wollen
und nichts dem Zufall überlassen.
Falls du in der Kindheit mit diesen Problemen zu kämpfen
hattest,
ist es gut möglich, dass du jetzt den Drang verspürst,
deine
Mitmenschen in gewissem Maße zu kontrollieren.
Dies wird oft damit
gerechtfertigt, dass du einen starken Charakter hast; eigentlich ist es jedoch
ein Schutzmechanismus,
der dich vor Betrug sichern soll.
Die Betroffenen bestätigen ihre Fehler in der Regel durch
ihr Verhalten,
so dass sich ihre Vorurteile auch erfüllen.
Sie müssen an
ihrer Geduld, an Toleranz und Lebenskunst arbeiten.
Sie müssen lernen, allein
zu sein und Verantwortung abzugeben.
5. Ungerechtigkeit
Das Gefühl der Ungerechtigkeit findet man in Haushalten
wieder,
in denen die Aufsichtspersonen kalt und autoritär sind.
Zu
hohe Ansprüche wecken Gefühle von Unbrauchbarkeit und Nutzlosigkeit, im
Kindesalter sowie beim Erwachsenen.
Albert Einstein hat diese Idee in folgender wohlbekannter
Aussage zusammengefasst:
„Jeder ist ein Genie!
Aber wenn Du einen Fisch
danach beurteilst,
ob er auf einen Baum klettern kann,
wird er sein ganzes
Leben glauben, dass er dumm ist.“
Wer also derartige Schmerzen erlebt, der mag sich zu
einer steifen Person entwickeln, die in keinerlei Hinsicht halbe Sachen
zulässt.
Häufig sind dies Menschen, die versuchen, sehr wichtig zu sein
und
große Macht zu erlangen.
Vielleicht ist dieser Mensch Ordnungsfanatiker oder
Perfektionist,
vielleicht liebt er aber sogar das Chaos.
In jedem Fall neigen
die Betroffenen zur Radikalisierung ihrer Ideen
und haben daher
Schwierigkeiten, sicher Entscheidungen zu treffen.
Um diesen Problemen zu begegnen,
muss man an Argwohn und
mentaler Starre arbeiten, versuchen, mehr Flexibilität zu ermöglichen
und Vertrauen gegenüber Dritten zu erlauben.
Nun da wir die fünf Wunden der Seele kennen,
die unser
Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unsere Fähigkeit zur persönlichen
Entwicklung beeinflussen können,
kann der Heilungsprozess beginnen.
Der erste Schritt, wie bei so vielen Dingen im Leben,
ist es,
zu erkennen, dass wir die Wunden in uns tragen,
uns zu erlauben, zu
erzürnen, und uns Zeit zu geben, sie zu überwinden.“