Sonntag, 18. Februar 2018

WARUM WIR TOTE PFERDE REITEN UND WANN DU ABSATTELN SOLLTEST

Das tote Pferd ist eine Metapher dafür, 
dem Unausweichlichen doch irgendwie 
ausweichen zu wollen.
 Viel zu oft bleiben wir im Sattel, obwohl das Pferd uns keinen Meter weiterträgt. 
Ich bin gespannt, ob du dich hier wieder erkennst 
und es letztendlich aus dem Sattel schaffst.
Erklärst du manchmal jemanden für verrückt, 
weil er Dinge anders angeht als du? 
Weil er oder sie Alternativen erkannt und für Veränderungen gesorgt hat?
Ist denn nicht eigentlich der verrückt, 
der die gleiche Sache immer und immer wieder macht?
 Noch verrückter ist es doch, 
wenn dann noch andere Ergebnisse erwartet werden, oder?
Wenn wir etwas zum wiederholten Male machen, 
dann verengt sich unsere Sichtweise so sehr, 
dass wir keine Alternativen mehr erkennen. 
Schnell folgen wir dann einem Trott, nur um zehn Jahre später aus der Ohnmacht
 aufzuwachen und festzustellen, 
dass etwas in unserem Leben ziemlich falsch gelaufen ist. 
Eine Weisheit der Dakota-Indianer besagt: 
„Wenn Du entdeckst, 
dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!”
Ob diese Weisheit tatsächlich von einem Sioux-Stamm kommt oder nicht, 
sei dahingestellt. 
Die Metapher passt jedoch hervorragend auf die Menschen, 
die jeden Tag frustriert ins Büro pendeln, 
an einer schlecht laufenden Beziehung festhalten 
oder sich in ihrem Umfeld einfach nicht mehr wohlfühlen.
Anstatt sich aus diesem Trott zu befreien, 
werden dann Ausreden erfunden, die das Leben erträglicher machen sollen.
 Es wird sich dem Schicksal ergeben und versucht, 
das tote Pferd wieder zu beleben.
Die folgenden Alternativen zum Absteigen aus dem Sattel kommen dir 
im übertragenen Sinne aus dem Berufsleben 
(aber auch aus dem Bildungssystem oder gesellschaftlichen Kontext) 
ganz bestimmt bekannt vor:

  1. Wir besorgen uns eine stärkere Peitsche.
  2. Wir sagen: „So haben wir das Pferd schon immer geritten”.
  3. Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren.
  4. Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
  5. Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde.
  6. Wir bilden eine Task-Force, um das Pferd wiederzubeleben.
  7. Wir kaufen Leute von außerhalb ein, die angeblich tote Pferde reiten können.
  8. Wir schieben eine Trainingseinheit ein um besser reiten zu können.
  9. Wir stellen Vergleiche unterschiedlicher toter Pferde an.
  10. Wir ändern die Kriterien, die besagen, dass ein Pferd tot ist.
  11. Wir schirren mehrere tote Pferde gemeinsam an, damit wir schneller werden.
  12. Wir erklären: „Kein Pferd kann so tot sein, das wir es nicht mehr reiten können.”
  13. Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es bessere oder billigere Pferde gibt.
  14. Wir erklären, dass unser Pferd besser, schneller und billiger tot ist als andere Pferde.
  15. Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung von toten Pferden zu finden.
  16. Wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.
  17. Wir vergrößern den Verantwortungsbereich für tote Pferde.
  18. Wir entwickeln ein Motivationsprogramm für tote Pferde.
  19. Wir erstellen eine Präsentation in der wir aufzeigen, was das Pferd könnte, wenn es noch leben würde.
  20. Wir strukturieren um damit ein anderer Bereich das tote Pferd bekommt.
  21. Wir senden jemandem das tote Pferd als Geschenk. Geschenke darf man nicht zurücksenden.
“Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, 
sorge für einen bequemen Sattel – 
es könnte ein langer Ritt werden!” – 
©Frank Menzel

Wahrscheinlich hast du gerade herzlich gelacht 
und dich vielleicht auch selbst ertappt.
 Etwas Selbstironie schadet ja auch nicht. 
Sobald der Sarkasmus aber zum dauerhaften Schmerzmittel 
gegen Unzufriedenheit wird, solltest du dir Gedanken machen.
Natürlich ist es schwer sich von dem Pferd zu trennen,
 das dir jahrelang so treu zu Diensten stand. 
Aber sobald der Puls versagt, 
musst du der Wahrheit ins Auge blicken und umsatteln, 
anstatt dir weiß machen zu wollen, 
dass du deinen treuen Gefährten wieder zum Leben erwecken kannst.
Sorge dafür, dass dein Pferd eine angemessene Beerdigung bekommt 
und suche dann nach Alternativen. 
Ein neues Pferd? 
Ein Auto? 
Vielleicht auch mal ein Stück zu Fuß gehen?
Um neue Blickwinkel zu erlangen
 und deine derzeitige Situation rational bewerten zu können, 
braucht es vor allem eines: 
Abstand. 
Nur mit dem nötigen Abstand von deinem Job, 
deinem Alltag und deiner gewohnten Umgebung, 
bist du empfänglich für neue Sichtweisen.
Meine Bitte an dich ist Folgende: 
lache nicht nur über diesen Artikel, 
sondern denke darüber nach. 
Denke darüber nach, welche Pferde du schon viel zu lange geritten hast,
 obwohl sie dich nicht weitertragen?
Der erste Schritt zur Veränderung ist immer die Akzeptanz. 
Es ist keine Schwäche, sich Eingeständnisse zu machen und etwas aufzugeben. 
Ganz im Gegenteil.
 (Wenn du Probleme mit dem Loslassen hast, dann schau mal in diesen Artikel rein.)
Wenn du dein totes Pferd benannt hast, 
dann musst du agieren, anstatt immer nur zu reagieren. 
Laufe deinem Leben nicht hinterher, 
sondern gib selbst die Richtung vor. 
Auch musst du nicht der Allgemeinheit folgen,
 sondern solltest den Mut aufbringen, deinen eigenen Weg zu gehen.

Erkläre dich nicht selbst für verrückt, 
nur weil du nicht den Konventionen deines Umfelds folgst. 
Am Ende ist nur der verrückt,
 der nicht von seinem toten Pferd absteigt.




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