Sonntag, 9. Dezember 2018
FREIHEIT bedeutet Verantwortlichkeit
DER FREIHEITSKÄMPFER UND DER PAPAGEI
Ein großer Mann, ein Freiheitskämpfer, reiste einmal durch
die Berge.
Er blieb in einer Karawanserei über Nacht.
In dieser Karawanserei
gab es einen wunderschönen Papagei
in einem goldenen Käfig, der ständig rief:
"Freiheit! Freiheit!"
Und der Ort war so gelegen, dass es immer von
allen Bergen
und Tälern widerhallte, wenn der Papagei "Freiheit!"
rief.
Der Mann dachte bei sich:
Ich habe schon viele Papageien
gesehen,
und immer schon habe ich mir gedacht,
dass sie bestimmt gern aus
diesen Käfigen befreit wären,
doch noch nie habe ich einen Papagei gesehen,
der
den ganzen Tag, vom Morgen bis zum Abend, nach Freiheit ruft.
Da hatte der Mann eine Idee.
Mitten in der Nacht stand er auf und öffnete die
Tür des Käfigs.
Der Besitzer des Papageis schlief tief und fest,
und der Mann
flüsterte dem Vogel zu:
"Jetzt kannst du herauskommen."
Doch er war sehr erstaunt,
als der Papagei sich an den Käfigstangen
festklammerte.
Immer wieder sagte er zu ihm:
"Hast du vergessen, dass du
dich nach Freiheit sehnst?
Komm heraus!
Die Tür ist offen und dein Besitzer
schläft tief und fest;
niemand wir jemals etwas davon erfahren.
Flieg einfach
los; der ganze Himmel gehört dir."
Doch der Papagei klammerte sich so sehr fest,
dass der Mann zu ihm sagte:
"Was ist los mit dir?
Bist du verrückt?"
Er versuchte den Papagei mit
den Händen herauszuholen,
aber dieser begann mit dem Schnabel nach ihm zu
hacken,
und gleichzeitig rief er:
"Freiheit! Freiheit!"
Die
nächtlichen Täler warfen das Echo vielfach zurück.
Doch der Mann blieb hartnäckig;
er war schließlich ein Freiheitskämpfer.
Er holte den Papagei hinaus und warf
ihn hinauf in den Himmel;
und er war sehr zufrieden mit sich, auch wenn seine
Hand verletzt war.
Der Papagei hatte ihn so heftig angegriffen, wie er nur
konnte,
doch der Mann war enorm zufrieden, dass er eine Seele befreit hatte.
Dann ging er schlafen.
Als der Mann am Morgen erwachte, hörte er den Papagei wieder
schreien:
"Freiheit! Freiheit!".
Er dachte, der Papagei säße
vielleicht draußen auf einem Baum
oder auf einem Felsen.
Doch als er aus seinem
Zimmer trat,
saß der Papagei wieder im Käfig, und die Tür war offen."
Ich habe diese Geschichte immer geliebt,
weil sie nur allzu
wahr ist.
Ihr möchtet vielleicht gerne frei sein,
doch der Käfig bietet auch
gewisse Sicherheiten.
Im Käfig muss sich der Papagei keine Sorgen um sein
Futter machen,
oder über Feinde, im Käfig muss er sich überhaupt keine Sorgen
machen.
Der Käfig ist bequem, er ist golden.
Kein anderer Papagei besitzt so
einen wertvollen Käfig.
Eure Macht, eure Reichtümer, euer Prestige - all das sind
eure Käfige.
Eure Seele möchte frei sein, doch Freiheit ist gefährlich.
Freiheit bietet keine Sicherheit, keinen Schutz.
In der Freiheit gibt es keine
Versicherung.
Freiheit bedeutet eine ungeheure Verantwortung;
man ist ganz
allein und auf sich gestellt.
Rabindranath hat Recht:
Freiheit ist alles, was ich mir wünsche,
doch ich
schäme mich darauf zu hoffen -
denn es ist keine Frage des Hoffens;
es geht
darum, das Risiko auf sich zu nehmen.
Auszug aus dem Buch von
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