Samstag, 22. August 2009

Das Gefängnis der Gedanken

So sehr ich meistens im Fluss lebe, so kommt es doch hin und wieder vor, dass ich mich
plötzlich in einem Gedankenkarussell befinde.
Häufig erkenne ich das sehr schnell und kann es dann auch meistens loslassen.
Doch manchmal bemerke ich es gar nicht, ich wundere mich nur,
warum es mir nicht so gut geht wie normalerweise.
Und fast immer tun sich dann Glaubenssätze auf,
die mich genau in diesem Karussell gefangen halten.
Vor ein paar Tagen ist mir das wieder einmal passiert.
Ich erhielt eine Mail mit einer Nachricht, die mich zum Nachdenken brachte
. Statt es nach einiger Zeit einfach loszulassen, beschäftigte mich das immer weiter.
Ich suchte Argumente für und wider und versuchte in meinen Bauch zu horchen,
der mir sonst immer sehr genau sagt, was los ist.
Und dann, mit einiger Verspätung, stellte ich fest, dass ich mich im Kreis drehte.
Nun horchte in mich hinein und bemerkte gleich drei Glaubenssätze –
na wie hübsch dachte ich noch.
Ich schreibe in solchen Fällen die Sätze immer auf ein Papier, das ich anschließend verbrenne. Danach fühlte ich mich erst einmal besser.
In der Nacht darauf hatte ich einen seltsamen Traum.
Ich sah mich mit einer anderen Person, die ich im Traum gut kannte,
in einem Krankenzimmer – dachte ich zuerst.
Wie sich herausstellte war es das Zimmer einer geschlossenen Abteilung in der Psychiatrie.
Das Seltsame war, dass ich keinerlei Sachen mithatte, weder einen Koffer, noch eine Handtasche, ja keinen Ausweis, nichts, nur die Sachen, die ich anhatte.
Ich war mit der anderen Person hierhin gekommen und dann einfach „hängen geblieben“. Witzig war, dass sich anscheinend kein Mensch um uns kümmerte.
Weniger witzig fand ich im Traum, dass man kein Fenster wirklich öffnen konnte.
Zwar ließen sie sich auf Kipp stellen, doch dahin war ein weiteres Glas und das war zu.
Und es gab niemanden, der einen „entlassen“ konnte.
Es entstand ein Gefühl von: hier komm ich nie mehr raus.
Der Traum war einer von jenen, bei denen man merkt, dass man träumt.
So stellte ich mir schon im Traum die Frage, was denn das alles solle.
Die Antwort kam aus mir selber:
„Weißt du eigentlich, wie gut es dir geht?
Ist dir bewusst, dass die meisten Menschen in einem solchen Zimmer stecken,
von dem sie nicht wissen, wie sie dort hingekommen sind?
Das größte Gefängnis ist das Gefängnis eurer Gedanken.
Vielen von euch ist gar nicht bewusst, dass es ein Gefängnis ist.
Noch viel weniger wissen sie, wie sie hierhin gekommen sind.
Doch wenn ihr euch in einem Gefängnis befindet, so war es immer eure eigene Entscheidung, euch da hinein zu begeben.
Oft genug ohne eine Ahnung, was das bedeutet.
Gefängnis heißt auch nicht, dass ihr dort geschlagen, misshandelt oder verachtet werdet. Gefängnis heißt, dass ihr ein Gefühl habt von:
ich komme hier nicht mehr raus, aber ich will hier gar nicht sein.
Wie bin ich hierhin gekommen?
Und dann sucht ihr nach Hilfe, fragt euch, wer euch dort hinaus helfen kann.
Doch im Grunde weißt du schon die Antwort.
Da ist niemand, der dir aus dem Gefängnis helfen kann, denn es ist dein eigenes.
Du bist der Raum, der Wärter und der Gefangene.
Es ist alles ein Spiel, von dem du vergessen hast, dass es ein Spiel ist.
Du hast dich dort hinbegeben, weil du Angst hattest, was dir in Freiheit geschehen könne.
Da draußen ist es so viel gefährlicher als im Gefängnis, glaubst du.
Und so hältst du dich lieber in dem ungeliebten Raum auf als außerhalb,
wo du überhaupt nicht weißt, was da geschieht.
Ja, du versuchst dir sogar einzureden, dass da draußen auch Gefängnis sei.
Also glaubst du, du hättest nur die Wahl zwischen gefangen in sicherem Raum
und gefangen in Wildnis.
Und da wählst du eben lieber den sicheren Raum.
Letztendlich beruht dies auf der Urangst vor dem Unbekannten.
Die Freiheit, die jenseits des anscheinend sicheren Raumes liegt, kennt niemand, weder du noch ein anderer und ganz sicher nicht Gott.
Denn Gott benötigt ja gerade deine Hilfe, um diese Räume zu erforschen.
Dies geht nur, wenn Angst und Neugierde zusammen kommen,
Eigenschaften die Gott so nicht besitzt.
Du hast dich bereit erklärt,
sozusagen den Forschungsauftrag angenommen.
Und nun streiten Neugierde und Angst in dir.
Dieses Hin- und Herziehen bewirkt, dass du dich angemessen auf den Weg machst,
falls nicht eines der beiden überhand nimmt.
Aber gerade eure Gedanken haben die Neigung, euch mehr in Richtung Angst zu ziehen.
Und dann findet ihr euch auf einmal in einem solchen Karussell.
Das alles kommt daher, weil Gedanken sich auf Bekanntem aufbauen.
Alles Unbekannte ist für sie erst einmal gefährlich und unheimlich.
Nur wenn Neugierde und die Leidenschaft eures Herzens größer und stärker sind, habt ihr die Möglichkeit eure Gedanken hinter euch zu lassen.
Je mehr ihr versucht sie zu zügeln oder zu beherrschen, desto stärker werden sie und desto penetranter, denn sie spüren, dass sie so Aufmerksamkeit bekommen.
Das wollen sie, nicht weil sie es brauchen,
sondern weil sie glauben, so euch besser zu dienen.
Immer wenn ihr fühlt, dass ihr wieder in einem solchen selbst kreierten Gefängnis sitzt,
dann erinnert euch an eure Leidenschaft des Herzens.
Verbindet euch mit eurer Freude und mit der Kraft, die daraus kommt.
Dann könnt ihr die Gedanken unter und hinter euch lassen, denn dann könnt ihr fliegen.
Ihr zerstört die Gedanken nicht, ihr wertet und bewertet sie nicht, aber ihr überflügelt sie.
Und dann könnt ihr euch aus dem Gefängnis herausbewegen,
das ihr euch selber kreiert hattet.
.Copyright August 2009 Ursula Zauns
Diese Information kann vollständig oder teilweise frei verteilt werden unter der Voraussetzung, dass die Information kostenlos und diese Anmerkung angehängt ist.
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