Sonntag, 23. August 2009

Erleuchtung, der Sprung ins Nichts oder die Karotte, der der Esel nachläuft

Es gibt eine schöne buddhistische Geschichte:
"In einer Kleinstadt erschien eines Tages plötzlich aus heiterem Himmel eine wunderschöne, junge Frau.
Niemand wusste, woher sie kam.
Ihre Herkunft lag völlig im Dunkeln.
Doch sie war so schön, so entzückend, dass sich niemand Gedanken darüber machte, woher sie gekommen war.
Die Leute versammelten sich, die ganze Stadt lief zusammen, und alle jungen Männer, etwa dreihundert, wollten sie auf der Stelle heiraten.
Die Frau sagte: Seht her. Ich bin nur eine und ihr seid dreihundert. Ich kann nur einen von euch heiraten. Tut also Folgendes: Ich gebe euch vierundzwanzig Stunden Zeit und komme morgen wieder. Wenn einer von euch bis dahin das Lotos-Sutra von Buddha aufsagen kann, heirate ich ihn.Alle jungen Männer rannten eiligst nach Hause. Sie aßen nicht, sie schliefen nicht, sondern rezitierten die ganze Nacht das Sutra und versuchten, es sich einzupauken. Zehn von ihnen gelang es. Am nächsten Morgen kam die Frau wieder und zehn Männer trugen das Lotos-Sutra vor. Die Frau hörte zu. Alle zehn schafften es. Sie sagte: Richtig. Aber ich bin nur eine. Wie kann ich zehn Männer heiraten? Ich gebe euch wieder vierundzwanzig Stunden Zeit. Wer mir dann die Bedeutung des Lotos-Sutra erklären kann, den werde ich heiraten. Versucht es zu verstehen; denn es aufsagen ist einfach. Ihr wiederholt es rein mechanisch, aber ihr versteht nicht die Bedeutung.Die Zeit war knapp - nur eine Nacht - und das Lotos-Sutra ist lang. Aber wenn man völlig verknallt ist, kann man alles tun. Sie rannten nach Hause und strengten sich mächtig an. Am nächsten Morgen erschienen drei Männer. Sie hatten die Bedeutung verstanden. Und die Frau sagte: Das Problem ist wieder dasselbe. Die Zahl ist geschrumpft, aber das Problem bleibt. Drei sind schon sehr viel besser als dreihundert. Aber ich kann nicht drei Männer heiraten. Also noch einmal vierundzwanzig Stunden Zeit ... Denjenigen, der es dann nicht nur verstanden, sondern auch erfahren hat, werde ich heiraten. Versucht in den vierundzwanzig Stunden die Bedeutung des Sutras zu kosten. Ihr habt es zwar erklärt, aber die Erklärung ist intellektuell. Ich möchte eine Kostprobe, einen Hauch von Meditation sehen. Ich möchte gerne in eurer Gegenwart etwas von dem Lotos sehen, möchte spüren, dass ihr in verinnerlicht habt. Ich möchte seinen Duft riechen. Ich komme morgen wieder.Nur einer von ihnen kam wieder - er hatte es verwirklicht. Die Frau nahm ihn mit in ihr Haus außerhalb der Stadt. Der Mann hatte das Haus noch nie gesehen. Es war sehr schön, fast wie in einem Traumland. Die Eltern der Frau standen am Tor. Sie empfinden den jungen Mann und sagten: Wir freuen uns sehr.Die Frau ging ins Haus und der Mann plauderte ein wenig mit den Eltern. Schließlich sagten sie: Geh hinein. Sie wartet bestimmt schon auf dich. Das ist ihr Zimmer. Sie zeigten ihm die Tür. Er ging und öffnete die Tür, aber niemand war da. Das Zimmer war leer. Doch es gab eine Tür, die in den Garten führte. Er schaute hinaus. Vielleicht war sie in den Garten gegangen. Ja, dort musste sie hingegangen sein; er sah Fußspuren auf dem Weg und folgte ihnen; fast eine Meile ging er. Der Garten endete und nun stand er am Ufer eines schönen Flusses. Doch die Frau war nicht da. Die Fußspuren waren auch verschwunden. Es standen nur zwei Schuhe da, goldene Schuhe, die der Frau gehörten. Nun war er verwundert. Was war geschehen? Er schaute zurück. Da war kein Garten mehr, kein Haus, keine Eltern - nichts. Alles war verschwunden. Er schaute nach vorn. Die Schuhe waren verschwunden, der Fluss war verschwunden. Alles, was blieb, war Leere - und großes Gelächter.Und auch er lachte - das war seine Hochzeit."
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Das ist eine wunderbare buddhistische Geschichte.
Er feiert Hochzeit mit der Leere.
Hochzeit mit dem Nichts.
Das ist die Hochzeit, nach der alle Heiligen immer gesucht haben.
Es ist der Moment, in dem man die "Braut Christi" oder eine von Krishnas Gopis wird.
Doch alles verschwindet in diesem Moment.
Alles ist fort.
Nur ein Lachen bleibt übrig, das Lachen, das aus dem Bauch des Universums kommt.
(aus Osho - Autobiografie)

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