Sonntag, 11. Oktober 2009

Besondere Momente

Wir haben sie alle, diese wachen, erkenntnisreichen Momente.
In diesen kurzen Augenblicken sehen wir die Welt klarer und erkennen die großen Zusammenhänge.
Hier kommen wir in Kontakt mit unserer Essenz, mit unserer Seele und wir verstehen plötzlich, an welchen Stellen unser Leben nicht funktioniert und was dringend geändert werden muss.
Manchmal erleben wir diese Momente wenn wir ein Buch lesen
oder einen inspirierenden Film sehen.
Oder im entspannten Gespräch mit einem guten Freund oder es sind abendlichen Spaziergänge. In diesen Momenten fahren wir unsere automatischen Programme herunter
und wir kommen in Kontakt mit unserer inneren Stimme.
Wir verstehen dann auf einmal in einer Millisekunde, wo wir uns unser Leben schwer machen und wo wir immer wieder in die gleichen, hinderlichen Muster reinrutschen.
In diesen ganz besonderen Momenten ist dann einfach der Weg da,
der uns aus diesen Problemen herausführt.
Diese Momente der Klarheit, oder wie es der Volksmund sagt, diese „Geistesblitze“
gehören zu den wichtigen Dingen in unserem Leben.
Denn sie beschenken uns mit wichtigen Erkenntnissen, wie wir unser Leben verbessern können. Dumm ist nur, dass diese Erkenntnisse oft genau so schnell wieder aus unserem Bewusstsein verschwinden, wie sie aufgetaucht sind.
Das Ganze liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten von uns im Alltag oft auf Autopilot sind. Wir tun jeden Tag die gleichen Dinge, die wir gestern und auch schon vorgestern getan haben, und zwar ohne groß darüber nachzudenken.
Das Gleiche gilt für unsere Gedanken: Es sind zum Großteil immer wieder die gleichen Dinge, die uns durch den Kopf gehen, wieder und wieder und wieder…
Wir sind im Alltag nicht so wach wie wir glauben.
Oft schlafwandeln wir eher durch unser Leben, ein bisschen wie Roboter, die jeden Tag das gleiche Programm abspulen.
Neue Erkenntnisse und wichtige Einsichten sind hier noch nicht Teil unseres automatischen Programms und deswegen gehen sie im Wust des Alltags auch wieder unter.
Sie verschwinden, als wären sie nie dagewesen.
Und das führt dazu, dass wir uns im Leben oft im Kreis drehen,
immer wieder die gleichen Probleme erleben.
Aber es gibt einen Weg aus dieser Misere.
Dieser Weg besteht darin, dass wir bewusst und systematisch verhindern, dass wichtige Erkenntnisse, Einsichten oder Vorsätze im Alltag unter gehen.
Doch wie machen wir das?
Der einfachste Weg besteht darin, dass du ein tägliches Ritual entwickelst und dich damit jeden Tag selbst darin erinnerst, was für dich gerade wichtig ist.
Schreibe dir doch deine wichtigste Erkenntnis, Einsicht oder deinen wichtigsten Vorsatz auf und lese ihn ritualmäßig jeden Tag durch, bis du ihn verinnerlicht hast.
Hänge diesen Zettel einfach an Orte, wo du mehrmals täglich daran erinnerst wirst, an den Badspiegel, an die Kaffeemaschine, an den Computer, in deine Agenda oder ins Auto.
So bleibst du in Kontakt mit deinen Einsichten und verhinderst, dass der Alltag sie verschluckt.
Dabei ist es wichtig, dass du deine Erkenntnisse so ausführlich wie möglich aufschreibst, sodass du deine Gedanken auch Tage später noch nachvollziehen kannst.
Wenn du eine Erkenntnis hast, kommt sie dir in diesem Moment vollkommend einleuchtend
und selbsterklärend vor.
Mehrere Tage später weißt du meist nicht mehr, was du damit eigentlich gemeint hast.
Und dies ist eine große Stolperfalle, die deine Einsicht auch wieder im Wust des Alltags untergehen lässt.
Hier also einige wichtige Fragen und Anregungen, wenn du dir deine Einsicht notierst:
Worum geht es hier? Um welches hinderliche Muster geht es?
Welchen Zusammenhang habe ich erkannt?
Wie fühle ich mich bei dieser Erkenntnis?
Warum ist es wichtig, dass ich dies in meinem Bewusstsein halte?
Was passiert wenn ich es wieder vergesse/verdränge?
Was genau muss ich also ändern?
Was passiert, wenn ich es nicht ändere?
Was sind also die nächsten Schritte, um diese kostbare Erkenntnis in die Tat umzusetzen?
Ich selbst habe auch so einen Zettel, mit einer wichtigen Einsicht.
Diesen Zettel lese ich mehrmals täglich und verinnerliche so meine Erkenntnisse und Einsichten aus diesen besonderen Momenten.
Ich nenne diesen Zettel meinen Kompass,
weil mir meine Einsichten wie ein Kompass jeden Tag die genaue Richtung vorgeben.
Die Herausforderung ist dabei, ein dauerhaftes Ritual daraus zu machen.
Du setzt dich morgens 5-10 Minuten hin und erinnerst dich selbst an die wichtigen Dinge in deinem Leben.
Und du wiederholst das so lange, bis eine feste Gewohnheit daraus geworden ist.
Das dauert meist zwischen 3 Wochen und 2 Monaten.
Wie lange dies dauert ist von Mensch und Situation unterschiedlich.
In dieser Zeit ist dann deine Aufgabe dafür zu sorgen, dass du dein neues Ritual weder vergisst, noch verdrängst und du muss vielleicht auch mal Unlust oder Zweifel überwinden.
Der wirkliche Charme eines solchen Kompasses zeigt sich erst nach einigen Wochen.
Deswegen ist es so wichtig, die Anfangswiderstände zu überwinden.
So möchte ich dich dazu ermutigen, dich jeden Tag für einige Minuten hin zu setzen,
um dich selbst an die Dinge zu erinnern, die wirklich wichtig sind für dich,
damit diese nicht von deinem Alltag verschluckt werden.
****
Weisheitsgeschichte:
Größer als alles.
Im Land brach eine große religiöse Verfolgung aus und die drei Säulen der Religion:
Die Heilige Schrift, der Gottesdienst und die Nächstenliebe traten vor Gott,
um ihrer Sorgen Ausdruck zu geben, dass sie nicht länger bestehen würden,
wenn die Religion vernichtet wäre.
„Keine Sorge“, sagte der Herr, „ich plane Einen auf die Erde zu schicken,
der größer ist als ihr alle“.
„Wie heißt dieses große Wesen?“
„Selbsterkenntnis“, sagte Gott.
„Sie wird größere Dinge vollbringen, als je einer von euch vollbracht hat.“
Anthony de Mello

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