Donnerstag, 14. April 2011

Schmerz willkommen heißen

Geschrieben von: Lea Hamann am Dienstag, 12. April 2011 Quelle http://www.eelea.de/blogs/leas-blog/ 

Gestern haben wir unser Auto in die Werkstatt gebracht, um die Sommerreifen montieren zu lassen.
Als wir es am Abend wieder abgeholt haben, konnte ich eine Erfahrung machen:
Ich wollte für die Montage bezahlen und wies die Mitarbeiterin darauf hin,
dass wir eine Rechnung auf den Namen unserer GbR brauchen.
Sie ist in dem Moment ziemlich schroff und abweisend geworden und teilte mir mit,
dass das jetzt nicht mehr möglich sei.
Diese Härte kam für mich so überraschend, dass ich feststellen musste: Das verletzt mich.
In den letzten Jahren habe ich viele Anteile integriert, so dass es heute recht schwer ist,
mich aus der Ruhe zu bringen.
Doch selbstverständlich sind immer noch Bereiche in mir, wo Schmerz da ist.
Die Mitarbeiterin des Autohauses hatte offenbar genau den richtigen Ton angeschlagen,
 der in meinem Inneren eine alte Wunde berührte.
In dem Moment, als ich den Schmerz in meinem Inneren spürte, traf ich eine Entscheidung:
Was auch immer geschieht, ich werde nicht kämpfen.
Denn ich fühlte genau, dass die Berührung dieser Wunde einige streitlustige Anteile in meinem Inneren geweckt hatte, die sich verteidigen wollten. Ich hätte stundenlang mit der Mitarbeiterin diskutieren, oder unsere Steuerberaterin anrufen und die Lage mit ihr besprechen können. Ich hätte stundenlang gegen diesen Schmerz in meinem Inneren kämpfen können.
Als ich meine Entscheidung getroffen hatte, bezahlte ich die Rechnung so wie sie war.
 Auf einmal wusste ich, dass alles okay ist.
Es gibt immer einen Weg.
Doch in meinem Inneren spürte ich immer noch diesen wilden, rohen Schmerz.
Auf dem Weg nach Hause ließ ich mich in mein Inneres sinken und begann Ja zu sagen zu diesem Schmerz. Ich begann ihn liebevoll wahrzunehmen und einfach damit zu sein.
Sobald ich bereit war, Verantwortung für meine verletzten Anteile zu übernehmen, konnte die Heilung beginnen.
Viele Anteile duften nach Hause kommen.
Manche von ihnen stammen aus meiner Kindheit, andere kommen von viel weiter her.
Nach einer Weile begann alles zu fließen und es blieb ein schönes warmes Gefühl in mir übrig.
 Die Anteile waren integriert.
Es ist sicherlich die schwerste Entscheidung, die wir als Menschen treffen können:
Ja zu sagen zu unserem Schmerz.
Ich glaube, Jeshua hatte das im Sinn, als er den Vorschlag machte, man solle die andere Wange hinhalten. Unserem Schmerz in vollkommener Offenheit zu begegnen, ist gar nicht so einfach.
Seit Jahrtausenden führen Menschen auf dieser Erde Krieg, um ihren Schmerz nicht fühlen zu müssen.
Wir spielen dieses Spiel, wo wir jemand anderem die Schuld geben für das, was wir fühlen.
Er hat angefangen!
Sie hat angefangen!
Die anderen sind schuld!
Doch wenn wir des Kämpfens müde sind, wenn wir keine Lust mehr haben uns selbst und andere immer weiter zu verletzen, dann wird es Zeit, unserem eigenen Schmerz zu begegnen.
Wieder und wieder und wieder.
Wir werden feststellen, dass diese Begegnung mit unserem eigenen Schmerz
uns weicher und demütiger werden lässt.
Vielleicht reift sogar Weisheit in uns heran.
Wir werden erwachsen.
 Anstatt ein Leben lang auf der Flucht vor unangenehmen Gefühlen zu sein - heißen wir sie willkommen.
Wir erlauben auch dem verletzten Anteil in uns seinen Platz in der Liebe unserer Seele.
 Wir werden zum Frieden, den unser Inneres ersehnt.