Donnerstag, 24. April 2014

Sind Frauen die neuen Männer?

Von    22 Apr 2014 http://cristini-art.ch/ 

Frau und Mann beim Bergsteigen
Gehen wir zuerst ein paar Takte zurück in der Geschichte:
Heute sieht man das Bild des Patriarchats, der männerdominierenden Welt und vergisst dabei, dass es einst genau umgekehrt war.
 Es gab tatsächlich eine Zeit, da herrschten die Frauen über die Männer, das Matriarchat.
Herrschen ist vielleicht ein sehr hartes Wort dafür, denn von Herrschen war keine Spur. Mütterlich wurde das Matriarchat geführt.
 Vieles schien in Einklang zu sein. Schien. Denn die Männer kamen sich bald überflüssig vor, lediglich als Erzeuger und wollten so wieder die Herrschaft über das Land, die Welt und die Frauen erlangen. Was dann folgte, ist ein grausiger Teil der Geschichte. Dörfer wurden geplündert, Frauen geschändet.
Und genau dieser grausige Teil der Geschichte, steckt in allen von uns. Was uns vielleicht nicht wirklich bewusst ist. Aber wir tragen all diese Grausamkeiten in uns, weil wir es von unseren Vorfahren durch unser Blut in uns aufgenommen haben. Und so fliesst in uns allen die Vergangenheit und unsere Zellen erinnern sich an diese Taten. Jede Frau trägt auch heute noch diese Verletzung in sich, die Unterdrückung der Frau durch den Mann ist präsent, wenn auch nicht bewusst. Aber es brodelt in jeder Frau leise vor sich hin und wenn der Anlass stimmt, bricht der Vulkan aus. Die Frau wird zur Furie und rächt sich am Mann. Wir nennen es heute Streitigkeit aus nichtigem Anlass, aber in Tat und Wahrheit werden wir erinnert an die grausamen Taten von damals, gespeichert in unseren Zellen.
Und der Mann?
Auch seine Zellen tragen eine Erinnerung. Er fühlt sich tief im Innern schuldig, er fühlt, dass er damals der Frau Unrecht getan hat, kann sich aber im Heute nicht daran erinnern. Und doch lässt er sich heute deswegen oft von der Frau unterdrücken, von ihr knechten, sich herumkommandieren, zeigt sich schwach vor ihr, weil er sich tief im Innern schuldig fühlt. Dieses Wissen relativiert vielleicht etwas den Hass oder den Unmut über Männer, und erklärt vielleicht, wieso heute so vieles auf Kampf hinaus läuft. Mann und Frau bekämpfen sich gegenseitig. Doch beide, Mann und Frau, sind eins. Und jeder Mann trägt einen weiblichen Anteil in sich. Und jede Frau trägt einen männlichen Anteil in sich. Mann und Frau ergänzen sich deshalb perfekt, weil jeder in sich selbst, ebenso Mann und Frau trägt.
Eine Frage der Balance
Statt uns also im Aussen zu bekämpfen, oder speziell die Frauen angesprochen, statt sich unbedingt dem Mann angeleichen zu wollen, gilt es die innere Balance zwischen dem männlichen und weiblichen Anteil zu finden und zu festigen. Wenn wir im Innern heil sind, werden wir es auch im Aussen sein. Und wenn wir heil sind, wird es uns nicht mehr im Geringsten in den Sinn kommen, einen anderen Menschen niederzumachen. Und wir werden geniessen, das zu sein, was wir sind.
Mann und Frau sind eigene Wesen. Zwei wundervolle in sich vollkommene Wesen. Kein Mann kann eine Frau sein und keine Frau ein Mann. Klar, die Frau kann ihre Ärmel hochkrempeln, die Stimme tiefer stellen und ihren Mann stehen in der Welt. Es gibt diesen schönen Spruch eines Stelleninserates: “Ich suche fünf fleissige Männer – oder eine Frau.” Zugegeben, ich finde ihn witzig. Aber näher betrachtet, stellt er doch eigentlich eine Kampfansage dar. Die Frau stellt sich so über den Mann, will beweisen, dass sie gleichstark oder stärker ist. Aber eine Frau kann rein körperlich betrachtet nicht stärker sein. Sie ist eine Frau. Und wenn sie versucht, sich als Mann zu verkaufen, als stark und kalt, wird sie daran zerbrechen. Sie wird auf Dauer wie ein gefühlskalter Panzer durch die Welt gehen und alsbald immer weniger Gefühle wahrnehmen und auch zeigen können. Mann und Frau sind die perfekte Ergänzung zueinander, wenn beide sich selbst bleiben. Mann soll Mann bleiben, Frau soll Frau bleiben.
Frau, sei in deiner Weiblichkeit, damit der Mann in seiner Männlichkeit zu dir sein kann
Wenn Frauen immer härter und männlicher werden, nehmen sie dem Mann die Chance, in seiner Männlichkeit zu sein. Und wenn der Mann immer weiblicher wird, fühlt sich die Frau gezwungen, die Hosen anzuziehen und ihren Mann zu stehen, was oft in Partnerschaften vorkommt. Doch die Frau und auch der Mann werden auf Dauer so nicht glücklich, denn die Frau wünscht sich einen richtigen Kerl und der Mann eine weibliche Frau. Und dann beginnen sie, sich zu streiten, jeder ist enttäuscht vom anderen und sie sind sich nicht bewusst, dass eigentlich beide selbst die Erschaffer ihrer Realität sind.
Es ist Zeit, dass wir wieder lernen, uns selbst zu sein. Zu unserer Weiblichkeit und Männlichkeit stehen. So wie es die Natur für uns ausgedacht hat. So wie wir es als Geschenk erhalten haben.
Weiblichkeit hat nichts mit Puppenhaft zu tun. Weiblichkeit hat auch nichts mit dem gängigen Schönheitsideal der Frau zu tun. Weiblichkeit kommt von innen, ist ein Seins-Zustand. Frau muss sich wieder selbst lieben und annehmen lernen, sich wieder ihrer wahren Stärke bewusst werden. Frau muss loslassen von den alten Mustern und Glaubenssätzen, welche sie vielleicht von ihrer Mutter über ihren Vater gehört hat. Frau muss wieder an Weichheit gewinnen, muss wieder zur nährenden Mutter werden, die zärtlich und mitfühlend ihre gütigen Arme ausstreckt, helfend und fürsorglich zur Seite steht. Sie verströmt Liebe, Zuversicht und Hoffnung. Schauen wir unsere Welt doch an. An was mangelt es ihr? Ist es nicht Liebe? Ist es nicht Zuversicht? Ist es nicht Hoffnung?
Und wir alle zusammen, Mann und Frau, wir stehen auf einem Planeten…
und dessen Name ist:
Mutter Erde.
 
 

Über den Autor:

Silvia Cristini
Leidenschaftliche Künstlerin und Autorin.
Die Schweizerin ist eine Querdenkerin und sieht mit ihrem Herzen.
                Website: http://cristini-art.ch/