Darf geteilt werden.
("Die so .... gekennzeichneten Absätze hört man immer wieder von Menschen,
die nicht mitfühlen." eingefügt von karin trott)
Du bist 29 Jahre alt und hast eine Frau, zwei Kinder und
einen Job.
Du kommst über die Runden.
Du kannst dir auch mal was leisten,
und
lebst in einem kleinen Häuschen in der Stadt.
Plötzlich ändert sich die politische Lage in deinem Land und
ein paar Monate später stehen Soldaten vor deinem Haus.
Und vor den Häusern der
Nachbarn.
Sie sagen, wenn du nicht für sie kämpfst, erschießen sie dich.
Dein Nachbar weigert sich.
Ein Schuss.
Das wars.
Du hörst, wie einer der Soldaten zu deiner Frau sagt,
dass sie die Beine breit
machen soll.
Du schaffst es irgendwie, die Soldaten erstmal loszuwerden
und denkst die halbe
Nacht lang nach.
Auf einmal hörst du einen Einschlag.
Dein Haus hat kein Wohnzimmer mehr.
Ihr rennt raus und seht, dass die ganze Straße zerstört ist.
Kein Stein steht mehr auf dem anderen.
Du bringst deine Familie zurück ins Haus und rennst an die Stelle,
an der das
Haus deiner Eltern stand.
Es ist nicht mehr da.
Deine Eltern auch nicht.
Du siehst dich um und entdeckst einen Arm
mit dem Ring deiner Mutter am Finger.
Der Rest deiner Eltern ist nichtmal mehr auffindbar.
***
"Aber die Asylanten haben so viel Luxuszeug!
Smartphones,
Markenklamotten und so!
Richtig?"
***
Du denkst jetzt nicht mehr nach.
Du rast nach Hause und rufst, deine Frau soll
die Kinder anziehen.
Du schnappst dir eine kleine Tasche, denn mehr könnt ihr
auf die Dauer nicht tragen, und packst das Nötigste.
Nur je 2 Kleidungsstücke
pro Kopf passen in die Tasche.
Was nimmst du mit???
Du wirst deine Heimat vermutlich nie wiedersehen.
Deine Familie nicht, deine Nachbarn nicht, deine Arbeitskollegen ...
Aber wie sollst du in Kontakt bleiben?
Hektisch wirfst du also dein Smartphone und das Ladekabel in die Tasche.
Dazu von jedem ein paar Klamotten, etwas Brot und das Lieblingskuscheltier
deiner kleinen Tochter.
***
Die können sich die Flucht doch locker leisten.
Dann sind
die auch nicht arm!
***
Für den Notfall, denn man hat es kommen sehen,
hast du all dein Geld bereits
zusammengekratzt.
Durch deinen recht gut bezahlten Job hast du etwas auf der Seite gehabt.
Pro Kopf kostet der nette Schlepper von nebenan schlappe 5000 Euro.
Du hast 15.000.
Wenn du Glück hast, können alle mit.
Wenn nicht, musst du dich
von deiner Frau trennen.
Du liebst sie und betest, dass sie euch alle mitnehmen.
Spätestens jetzt bist du vollkommen blank und hast nichts mehr.
Nur deine
Familie und die Tasche.
Die Flucht bis zur Landesgrenze dauert zu Fuß zwei Wochen.
Du hast Hunger und seit einer Woche kaum etwas gegessen.
Du bist schwach, genau
wie deine Frau.
Aber Hauptsache die Kinder haben genug.
Sie weinen die ganzen 2 Wochen über.
Die Hälfte der Zeit musst du deine kleinste Tochter tragen.
Sie ist erst 21 Monate
alt.
Nach weiteren 2 Wochen seid ihr am Meer.
Ihr werdet mitten in der Nacht mit hunderten anderer Flüchtlinge
auf ein Schiff
geladen.
Du hast Glück.
Deine ganze Familie darf mit.
Das Schiff ist so voll, dass es zu kentern droht.
Du betest, dass ihr nicht
ertrinkt.
Die Leute um dich herum weinen, schreien.
Ein paar kleinere Kinder sind verdurstet.
Die Schlepper werfen sie über Bord.
Deine Frau sitzt teilnahmslos in einer Ecke.
Sie hat seit 2 Tagen nichts
getrunken.
Als die Küste in Sicht ist, werdet ihr auf Beiboote verteilt.
Deine Frau und deine Kleinste auf eins,
und du und die Große auf das daneben.
Ihr werdet ermahnt, die Klappe zu halten,
damit euch niemand kommen hört.
Deine Große versteht das.
Deine kleine im Nebenboot nicht.
Sie hört nicht auf zu weinen.
Die anderen Flüchtlinge werden nervös.
Sie halten deine Frau an, das Kind ruhig
zu stellen.
Sie schafft es nicht.
Einer der Männer packt deine Tochter, entreißt sie deiner Frau,
und wirft sie
über Bord.
Du springst hinterher, aber du findest sie nicht mehr.
Nie mehr.
In 3 Monaten wäre sie 2 Jahre alt geworden.
***
Das reicht euch noch nicht?!
Die habens hier immer noch zu
gut und kriegen alles in den Arsch geschoben?
***
Wie du, deine Frau und deine große Tochter es in das Land,
das euch aufnimmt,
geschafft haben, weißt du nicht mehr.
Alles ist wie in Watte gepackt.
Deine Frau hat seit dem Tod eurer Tochter nicht
mehr gesprochen.
Deine Große hat seitdem das Kuscheltier der kleinen auf dem Arm und ist völlig
apathisch.
Du musst durchhalten.
Ihr seid gleich an der Notunterkunft angekommen.
Es ist 22 Uhr.
Ein Mann, dessen Sprache du nicht sprichst,
führt euch in eine
Halle mit Feldbetten.
Dicht an dicht stehen sie. 500 Stück.
In der Halle ist es stickig und laut.
Du versuchst dich zu orientieren.
Zu verstehen, was die Menschen dort von dir
verlangen.
Aber eigentlich kannst du kaum noch stehen.
Eigentlich wünscht du dir fast, sie
hätten dich erschossen.
Stattdessen packst du deine Habseligkeiten aus:
Je zwei Teile für jeden, und dein Smartphone.
Dann verbringt ihr die erste Nacht in einem sicheren Land.
Am nächsten Morgen wird Kleidung an euch verteilt.
Auch Markenklamotten sind unter den Spenden.
Und ein Spielzeug für deine
Tochter.
Du bekommst 140 Euro.
Für den ganzen Monat.
***
Die sind doch jetzt hier sicher.
Also sollen die sich
freuen!
***
Draußen im Hof hältst du in deinen neuen Klamotten dein
Smartphone in die Luft und hoffst auf Empfang.
Du musst wissen, wer aus deiner Stadt noch lebt.
Dann kommt ein "besorgter Bürger" vorbei und
beschimpft dich.
Du weißt nicht, wieso.
Du verstehst was von "Zurück in dein Land!"
Bruchstücke von "Smartphone" und "alles in den Arsch gesteckt'
bekommst du noch mit.
Irgendwer konnte es übersetzen.
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Und jetzt sag mir, wie du dich fühlst und was du besitzt.
***
Die Antwort auf beide Fragen ist:
" NICHTS!"
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Das Foto steht symolisch für alle Flüchtlinge aus den
Kriesengebieten
und ist nicht aktuell (Quelle: (über google) dpa ; Schlagwort:
Flüchtlingskatastrophe)