Donnerstag, 23. Juli 2020
Geschichte von zwei Seelen
© Myriam Dahms
Es ist eine Geschichte von zwei Seelen,
die sich vor langer Zeit miteinander
verabredet hatten.
Sie wollten sich gegenseitig helfen, wieder das Licht in
sich zu entdecken und sich miteinander daran erinnern,
wie es ist, „zu
Hause“ zu sein.
Die Liebe der beiden Seelen zueinander machte dies alles wieder
möglich.
Sie fanden zueinander auf eine Weise, die beide überraschte
und
sie merkten schnell, da ist etwas Besonderes am anderen,
etwas Neues,
etwas
tiefes Vertrautes,
etwas, was sich schön anfühlt,
aber auch etwas, was Angst
macht.
Und so verbrachten sie Monate und Jahre im engen Kontakt
und erzählten sich, was sie bewegt.
Die Gespräche waren für die eine Seele
anfangs ungewohnt
und gewöhnungsbedürftig.
Sie kannte so etwas nicht, sich zu
öffnen, konnte es jedoch recht schnell, da sie von der Offenheit der anderen
Seele beeindruckt war.
Sie begann zu lernen, wie sie sich selbst besser
verstehen konnte,
was ihr ihre Gedanken und Gefühle mitteilen wollten
und vor
allem fand sie so nach und nach
ihre tief verschütteten Gefühle wieder.
Das
war ein Auf und Ab – so plötzlich, so ungewohnt und anstrengend. Aber sie
merkte auch, es tat ihr gut,
Schritt für Schritt ihrem wahren Ich näher zu
kommen.
Doch tauchten da auch Gefühle auf, die sie verwirrten,
dann wieder in höchster Höhen schweben ließ und beide gemeinsam genossen die
Tage des „Verliebtseins“, zumindest fühlte es sich so an,
es war
wunderschön und ging auch genauso schnell wieder vorbei.
Denn die Grenzen
wurden offen gelegt, jeder hatte Muster in sich,
die aus früheren Leben und aus
ehemaligen Beziehungen herrührten.
Und so geschah es,
dass einer Zeit der schönsten Gefühle
wieder eine Zeit des Ego-Kampfes, der Schuldzuweisungen, des Unverständnisses
folgten.
Das ging so immer schön abwechselnd,
aber die Nähe und Tiefe
war auch immer wieder da
und sie planten ihr erstes Wiedersehen.
Aufgeregt und unsicher geschah es dann und brachte die
Bestätigung,
da ist etwas, was beide bisher so nicht kannten.
Die
Augen verrieten es.
Ein Blick ganz tief in die Seele des anderen
zeigte die Verbindung und machte ihnen klar, sie hatten etwas miteinander zu
tun,
zu erledigen, zu klären.
Das war aber auch verwirrend und sie fühlten sich
durchschaut,
erkannt und schwankten zwischen „Mauer hoch ziehen“
und „offen
bleiben“.
Und die eine Seele bekam auf einmal das Gefühl, sie sei angekommen,
fühlte sich wie „zu Hause“, obwohl ihr doch eigentlich alles fremd sein müßte.
Sie
genoss das sehr, erkannte aber zu dem Zeitpunkt noch nicht,
wo die Sehnsucht
nach diesem „zu Hause“ noch hinführen würde
und das diese Augenblicke dafür ein
„Türöffner“ waren.
Und weiter ging es mit dem gegenseitigen Spiegeln der
noch zu bearbeitenden Muster.
Weiter mit dem Hin und Her zwischen
Verständnis und Herzlichkeit bzw. Egokampf und Schuldzuweisungen.
Dann war auch diese Zeit zu Ende
und die eine Seele
tauchte wieder in ihr Leben ab.
Das war dann meist der Punkt, wo sie sich beide
wieder voneinander entfernten und die nächsten Verständigungsschwierigkeiten
auftraten.
Die Zeiten, wo jeder mit sich beschäftigt war
und sie sich
nicht annähern konnten, wurden länger.
Es fiel ihnen immer schwerer, sich dem
anderen mitzuteilen
und ohne Missverständnisse miteinander umzugehen.
Die eine Seele wollte noch einmal einige Zeit für sich
sein
und fuhr ohne besondere Erwartungen an ihren Lieblingsort.
Und dort
erhielt sie als Geschenk schöne Stunden mit der anderen Seele, sie berührten
sich gegenseitig tief im Herzen,
so als ob sie sich noch einmal an
dieses bestimmte Gefühl erinnern sollten.
Daran, wie es sein wird, wenn sie den
ganzen Weg gegangen sind
und wieder im Licht bei all den anderen Seelen sein
dürfen,
die sie schon sehnsüchtig erwarten.
Denn nach diesem „sich erinnern“ wurde es noch schwerer,
ein Miteinander zu finden.
Jeder war auf seinem Weg,
jeder fand sich
in den Prozessen wieder,
die am tiefsten gingen, die die meiste Kraft
brauchten,
die keine Kraft ließen,
sich noch mit dem anderen
auseinanderzusetzen.
Und so geschah es auch immer wieder,
dass sie sich
gegenseitig verletzten,
sich so klar spiegelten,
dass ihnen nichts anderes
übrig blieb,
als endlich bei sich zu schauen und die alten Muster zu erlösen.
Doch
auch wenn sie es sich gewünscht hätten,
das gemeinsam zu machen, funktionierte
es nicht.
Eine Verständigung war kaum noch möglich.
So ging jeder seinen Weg weiter,
wenn auch mit viel
Trauer im Herzen und oftmals weinender Seele.
Doch sehen sie auch ihr Ziel
immer näher kommen,
fühlen schon die anderen Seelen hinter dem Schleier und
freuen sich,
wenn sie beide dann wieder miteinander in Liebe vereint sein
werden.
Denn diesen Dienst einer anderen Seele zuteil werden zu
lassen,
ist etwas, was jede Menge Mut erfordert,
aber auch viel Vertrauen und
die Gewissheit,
dass man immer Eins sein wird.
Die Geschichte einer Seelenliebe –
wie wird sie wohl weiter gehen?
Wann ist die Zeit gekommen,
die Liebe in dem anderen zu sehen ?