AUS DEM BUCH DIE FARBEN DER WIRKLICHKEIT
und glücklicher als heute.
mit auf den Lebensweg gegeben.
In diesem Sack befanden sich unzählige warme Schmuser,
die jeder seinen Mitmenschen verschenken konnte, wann es ihm beliebte.
Die Nachfrage nach diesen Schmusern war groß,
denn wer einen geschenkt bekam,
fühlte sich am ganzen Körper wohlig warm und liebkost.
Wenn einer ausnahmsweise einmal zuwenig Schmuser geschenkt bekam,
lief er Gefahr sich eine schlimme Krankheit einzuhandeln,
die zu Verschrumpelung, Verhärtung und gar zum Tode führen konnte.
Immer, wenn einem danach war, konnte man auf einen anderen zugehen
und um einen Schmuser bitten.
Der andere holte selbstverständlich einen aus seinem Sack,
und sobald man sich diesen Schmuser zum Beispiel
auf die Schulter gelegt hatte,
fühlte man sich wohl und bekam ein rundum gutes Gefühl.
Die Menschen erbaten oft Schmuser voneinander;
und da sie auch freigiebig verteilt wurden, war es kein Problem,
genügend davon zu bekommen.
Alle Menschen fühlten sich die meiste Zeit wohl, glücklich und liebgehabt,
bis eines Tages eine Hexe darüber sehr böse wurde.
Sie hatte nämlich einen großen Vorrat an Tinkturen und Salben für diejenigen, die tatsächlich einmal krank wurden,
doch brauchte kaum jemand ihre Mittel.
Sie begann deshalb den Menschen einzureden,
daß ihnen die Schmuser bald ausgehen werden,
wenn sie weiter so freigiebig damit sind.
Und die Menschen glaubten ihr seltsamerweise.
und nicht mehr so großzügig damit umzugehen.
Viele beobachteten neidisch ihre Mitmenschen,
wenn diese anderen einmal einen Schmuser schenkten,
wurden oft böse und machten ihnen Vorwürfe.
Diese wollten ja ihren Eltern, Kindern und Partnern nicht wehtun
und bemühten sich, anderen keine Schmuser mehr zukommen zu lassen.
Die Kinder lernten das schnell von ihren Eltern:
Sie merkten, daß es scheinbar falsch ist,
seine Schmuser all denen zu verschenken,
die danach Lust hatten.
holten die Menschen immer seltener einen hervor.
Die Folgen waren schrecklich:
Immer weniger Menschen erhielten die Schmuser, die sie brauchten;
immer mehr fühlten sich nicht mehr warm, glücklich und liebkost.
Viele wurden krank und einige starben gar an Schmusermangel.
daß sie gar nicht zu helfen schienen.
Natürlich wollte sie auch wieder nicht, daß die Menschen starben;
wer sollte denn dann ihre Mittelchen kaufen ?
Sie erfand also etwas Neues:
Kalte Fröstler.
Sie verkaufte jedem einen Sack mit kalten Fröstlern.
Die Fröstler sahen genauso aus wie die Schmuser,
nur gaben sie den Menschen kein warmes und liebkosendes Gefühl,
sondern ein kaltes, fröstelndes.
Aber sie ließen immerhin die Menschen
nicht mehr verschrumpeln und sterben.
konnten ihm die Leute, die Angst um ihren Schmuservorrat hatten,
statt dessen einen Fröstler anbieten.
Oft gingen zwei Menschen aufeinander zu in der Hoffnung,
vom anderen einen Schmuser zu bekommen,
doch dann überlegte es sich der eine oder andere nochmal,
und am Ende gaben sie sich nur kalte Fröstler.
Zwar starben kaum noch Menschen an Schmusermangel,
weil sie ihn einigermaßen mit Fröstlern ausgleichen konnten,
aber die meisten fühlten sich nicht mehr wohl,
liefen verbittert und vom Leben enttäuscht umher.
Eltern ermahnten ihre Kinder, sich genau zu überlegen,
wem sie einen Schmuser geben;
Paare wachten eifersüchtig über den Schmuservorrat des anderen;
Kinder neideten ihren Eltern die Schmuser,
die sich diese gegenseitig gaben.
Früher waren oft viele Menschen in Gruppen zusammengekommen,
ohne sich darum zu kümmern, wer wem Schmuser schenkte.
Jetzt schlossen sich alle zu Paaren zusammen
und behielten mißtrauisch ihre Schmuser für sich.
Wer versehentlich oder weil er gerade Lust dazu hatte,
einmal einem anderen einen Schmuser gab,
fühlte sich auch gleich danach schuldig,
weil er wußte, daß ihm sein Partner das übelnehmen würde.
Und wer keinen freigiebigen Partner finden konnte,
mußte sich Schmuser kaufen, wenn er welche wollte,
und für das Geld Überstunden machen.
Einige Leute wurden irgendwie beliebter als die anderen
und bekamen eine Menge Schmuser,
ohne selber welche hergeben zu müssen.
Sie verkauften dann ihre Schmuser zu hohen Preisen.
Sie sammelten kalte Fröstler,
die ja recht billig und in Mengen zu haben waren
und verkauften sie für viel Geld als warme Schmuser.
Diese scheinbar warmen und flauschigen Schmuser
waren in Wirklichkeit nichts anderes als Plastikschmuser
oder Schmuserimitationen und schufen noch mehr Probleme.
Sie hinterließen nach ihrem Gebrauch das Gefühl, etwas verpaßt zu haben,
machten regelrecht süchtig danach,
immer wieder und immer mehr davon zu kaufen.
Viele starben schließlich,
weil sie einfach zuviel Plastikschmuser verbraucht hatten.
Über diese Süchtigen regten sich zwar die „normalen“ Menschen
furchtbar auf, aber sie konnten weder die Plastikschmuser
aus der Welt schaffen noch das Bedürfnis danach.
Allzuoft passierte es, daß sich zwei Menschen trafen,
um warme Schmuser auszutauschen
und ein gutes Gefühl zu bekommen,
benutzten dafür aber Plastikschmuser.
Nach den ersten Minuten oder Stunden spürten sie aber dann,
daß ihnen nur ein kaltes, fröstelndes und leeres Gefühl geblieben war,
das sie so schnell wie möglich wieder loswerden wollten.
Deshalb kauften sie schnell neue und gerieten in einen Kreislauf,
aus dem sie alleine niemals herausfinden konnten.
Überhaupt gab es in dieser Zeit viel Verwirrung unter den Menschen.
Keiner fand sich mehr so zurecht, wie es früher gewesen war.
Und alles nur, weil die Hexe ihnen eingeredet hatte,
es gäbe nicht genügend warme Schmuser.
die offensichtlich noch nichts von der Hexe gehört zu haben scheint.
Sie sorgt sich überhaupt nicht um ihren Schmuservorrat
und verteilt sie so freigiebig, wie niemand sonst,
sogar ohne darum gebeten worden zu sein.
Man nennt sie die Hippiefrau.
gibt doch diese Frau den Kindern die fixe Idee,
es gäbe immer genügend Schmuser in ihren Säcken.
daß es immer ausreichend Schmuser geben wird.
Doch die Erwachsenen sind schon so verhärtet und festgefahren in ihren Vorstellungen, daß sie die Botschaft der Hippiefrau nicht begreifen.
Jetzt wird sogar ein Gesetz erlassen, das den verschwenderischen Gebrauch von Schmusern unter Strafe stellt.
Es soll die Kinder davor schützen, ihre Schmuser zu vergeuden.
und wir können hoffen, daß auch die Erwachsenen sich langsam wieder
an die Zeit erinnern, in der sich jeder wohl und liebgehabt fühlte,
weil es warme Schmuser in Hülle und Fülle gab.
so viele Schmuser zu verschenken,
wie jeder braucht?
AUS DEM BUCH DIE FARBEN DER WIRKLICHKEIT
sooft wie möglich
in unseren Schmusersack zu greifen!