Samstag, 13. August 2016
Der dunkelste Moment
Text und Bild (c) Eva-Maria Eleni
Da gab es diesen einen Moment, ich war so froh,
überglücklich!
Endlich, ein solch wundervolles Licht schien mir am Ende des
Tunnels entgegen.
Doch dann, mit einem Schlag fand ich mich plötzlich
vollkommen allein, zerbrochen, verwirrt, nackt, einsam und frierend wieder.
Du
hattest mich verlassen, gerade, als ich dich gefunden hatte.
Ich durchlebte eine der dunkelsten Stunden, welche ein
Mensch wohl je durchleben kann.
Nach schier endlosen Durststrecken durch
Wüsten,
nach dem Durchwandern langer Wegstrecken, umschlungen von
undurchsichtigen Nebelschleiern, erschien mir plötzlich dein Licht.
Welch
Freude, welch Überraschung!
Ein Versprechen, endlich den Durst zu stillen,
das
alte Grauen zu vergessen.
Doch dann geschah das Unfassbare.
Die Schatten
rückten näher denn je.
Die rettenden Tropfen des erneuernden Wassers wurden
ausgekippt.
Sie versickerten sofort im Sand einer neuen Wüste,
welche sich vor
mir nun auftat.
Oh welcher Schmerz, mein Herz es mir beinahe zerriss.
Die
Stacheln der Vergangenheit waren so sehr zu spüren,
so deutlich nun, schlimmer
als je zuvor.
Und ich war allein.
Du hast mich allein gelassen.
Ich verstand gar nichts mehr, in mir herrschte das Chaos.
Es brach mir das
Herz, in tausend Stücke.
Ich wollte es nicht wahrhaben, konnte es nicht ertragen.
Also habe ich gekämpft, darum, dass es besser würde, darum,
dass all das
Schlimme sich irgendwie auflösen würde.
Aber es wurde kaum besser.
Immer wieder
stand ich auf,
nahm Anlauf und prallte wieder gegen eine Wand.
Ich schlug mit
bloßen Fäusten darauf ein,
doch das Ergebnis blieb immer dasselbe.
Doch genau dadurch hast du mich dazu gebracht,
MICH wieder
zu finden.
Nur hatte ich mich so sehr vergessen,
dass diese Erkenntnis eine
ganze Weile auf sich warten ließ.
Du hättest gar nichts Anderes, nichts Besseres
tun können,
als genau das, was du getan hast.
Ich war allein und lernte,
mich Stück um Stück wieder neu zusammen zu finden.
Du hast mir gezeigt, wohin ich eigentlich wirklich gehörte.
Die alten
Arrangements aus Dürrezeiten wurden in dem Moment,
da ich dein Licht und deine
Wärme spürte,
so überdeutlich in ihrer Absurdität.
Überdeutlich waren auch ihr
Spott und Hohn über meine eigene Kleinheit.
Alles jammern und klagen half nichts.
Ich bettelte um
Rettung aus meiner Dunkelheit,
bis ich langsam lernte, was ich nur für mich
alleine tun konnte.
Es dauerte, aber ich fand eine Kraft und Stärke in mir und näherte mich der
Wahrheit jenseits des Scheines immer weiter an.
Vieles ließ ich hinter mir und
so manches lasse ich auch heute noch zurück.
Doch dann musste ich noch etwas sehr viel Schwereres lernen,
als mich endlich gut um mich zu kümmern.
Ich musste lernen, auch dich in der
Dunkelheit alleine zu lassen.
Ich musste lernen, dir zuzutrauen,
dass du DICH
dort wieder finden würdest.
Ich konnte dich nicht halten,
ich durfte dich nicht
halten und manchmal wollte ich es auch
einfach nicht mehr.
Ich wusste, nur dort
würdest zu all deiner Stärke zurück finden,
wenn ich deine Hand nicht mehr
festhalten würde und mich nicht mehr durch dein Bitten und Flehen ablenken ließ.
Auch das war schwer, so unsagbar schwer, denn es machte mir wieder Angst,
obwohl es diesmal deine Dunkelheit war – so dachte ich.
Ich wusste du hasstest
mich dafür, ich wusste,
dass ich riskierte, dass du dir eine Andere suchst.
Doch auch hier lernte ich, neue Wüsten zu durchwandern.
Ich lernte noch besser
auf mich zu achten, lernte, die Lügen zu erkennen, welche die Wahrheit von uns
entfernt gehalten hatten.
Ich lernte, dass ich mich dafür nicht zu schämen
brauchte,
wenn ich etwas tat, was „man auf keinen Fall tun dürfe“.
Heute, nach all der Zeit und den vielen Wüsten,
welche wir
abwechselnd zu durchschreiten hatten,
würde ich manches Mal gerne sagen,
dass
mir das alles so unsagbar leid tut,
weil es so schmerzlich für dich und mich
war.
Doch würden diese Worte womöglich bedeuten,
den so unschätzbar großen Wert
dessen,
was wir für uns finden konnten, klein zu machen.
Darum sage ich es so
nicht und hoffe, dass du dennoch verstehst.
Text und Bild (c) Eva-Maria Eleni