Montag, 5. September 2016

Nikotin hat ähnliche Auswirkungen auf das Gehirn wie sogenannte harte Drogen.

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Rauchen - Zigarette
 In einer Studie belegen Forscher, dass Rauchen dann auch ähnlich gefährlich ist wie der Konsum von Alkohol, Kokain, Heroin oder Amphetaminen.
Für die Untersuchung ließen sich die Probanden sogar auf Entzug setzen.
Raucher weisen in der Funktion des Dopamin-Systems im Gehirn
 ähnliche Defizite auf, wie andere Suchtkranke.
 Das haben Mainzer, Aachener und Dresdner Wissenschaftler durch eine Positronen-Emissions-Tomographie (kurz: PET) herausgefunden.
 Die Studie zeigt, dass die neurobiologischen Auswirkungen von Nikotin sich denen von Alkohol, Kokain, Heroin oder Amphetamin ähneln. 
Bislang wurde nicht davon ausgegangen, dass Nikotin die gleichen neurobiologischen Folgen hat wie die so genannten harten Drogen.
 Diese Annahme widerlegen die Wissenschaftler in ihrer Studie.
Die Forscher untersuchten den Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn von insgesamt 17 starken Rauchern und verglichen die Ergebnisse mit denen von insgesamt 21 Nichtrauchern. 
Der Grund: 
Nikotin setzt, genau wie Alkohol oder andere Drogen,
 in einem Teil des Mittelhirns den Botenstoff Dopamin frei – umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet. 
Rezeptoren auf der Oberfläche von Nervenzellen binden Dopamin 
und werden in die Zelle geschleust. 
Bei chronischem Nikotinkonsum kann sich durch eine dauerhaften Dopamin-Freisetzung die Dichte der Rezeptoren verändern.
So zeigt die Studie, dass in einem Teil des Gehirns die Verfügbarkeit bestimmter Dopamin-Rezeptoren bei den Rauchern gegenüber den Nichtrauchern stark verringert ist. 
Eine ähnlich niedrige Rezeptorverfügbarkeit in diesem Teil des Gehirns
 tritt auch bei Patienten auf, die alkohol-, kokain-, heroin- oder amphetaminabhängig sind.
Eine niedrige Verfügbarkeit von Dopamin-Rezeptoren in bestimmten Bereichen verschlechtert die natürliche Dopamin-Wirkung. 
"Dieses Muster ist auch von Patienten 
mit anderen Suchterkrankungen bekannt", 
erläutert der Erstautor der Studie, Dr. Christoph Fehr. 
Dies ist ein Beleg dafür, 
dass Rauchen eine dem Alkohol- oder Drogenmissbrauch vergleichbare Sucht ist."
In anderen Teilen des Gehirns stellten die Wissenschaftler keine Unterschiede in der Dopamin-Rezeptorverfügbarkeit zwischen Rauchern und Nichtrauchern fest. 
Die starken Raucher wurden zudem insgesamt zweimal untersucht - 
einmal unmittelbar nach dem Rauchen, also unter Konsumbedingungen, 
ein anderes Mal 24 Stunden nach der letzten Zigarette, 
also unter Entzugsbedingungen.
 "Auch hier konnten wir keine Unterschiede feststellen - 
die niedrige Verfügbarkeit war auch unter Entzugsbedingungen 
noch gegeben",
 sagt Fehr und erklärt weiter:
 "Wenn diese niedrige Verfügbarkeit noch länger anhält, 
wäre dies eine mögliche Erklärung, warum es Rauchern so schwer fällt, 
mit dem Rauchen aufzuhören. 
Denn eine anhaltende Unterfunktion des Dopamin-Systems scheint ein charakteristische Merkmal für Abhängigkeit und Rückfallrisiko 
bei einer Suchterkrankung zu sein."