Montag, 26. Dezember 2016

ANGST VOR VERÄNDERUNGEN

Autor: Osho, Satyam Shivam Sunderam

Warum habe ich eine so ungeheure Angst davor, 
mir selbst zu erlauben, wirklich lebendig zu sein?
Die Angst, sich zu erlauben, wirklich lebendig zu sein, ist nicht Lebensangst.
 Es ist gut getarnte Todesangst.
 Wer lebt, der stirbt.
 Der Tod ist der Höhepunkt des Lebens. 
Die Angst zu leben ist nicht wirklich Angst vor dem Leben;
 sie ist eigentlich Angst vor dem, was das Leben dir letzten Endes bringen wird – 
den Tod.
Aber der Verstand ist sehr geschickt im Tarnen, und er gibt gerne falsche Hinweise, die dich von der Wirklichkeit deiner subjektiven inneren Erfahrung wegführen. Wie kann man vor dem Leben Angst haben? Weswegen?
Wir haben nichts anderes als das Leben. 
Alle Musik, alle Tänze und Lieder, alle Schönheit und alle Suche nach Wahrheit gehören demjenigen Menschen, der vollkommen lebendig ist.
 Was kann es in Bezug auf das Leben für eine Angst geben?
Du musst das Leben so total und so intensiv leben, 
dass du aus jedem Augenblick den ganzen Saft herauspresst, 
ohne einen einzigen Tropfen übrig zu lassen. 
Nur ein solches Leben ist authentisch und großartig. 
Nur ein solches Leben endet nicht mit dem Tod, 
sondern erreicht im Augenblick des Todes die Schwelle zum Göttlichen.
Der Tod ist eine komplexe Erfahrung, genau wie das Leben – 
vielleicht noch komplexer, denn das Leben erstreckt sich über siebzig, achtzig Jahre, während der Tod nur einen einzigen Augenblick währt, 
verdichtet im Bruchteil einer Sekunde. 
So dicht ... es ist ein Wunder. 
Nur jene, die nicht gelebt haben, erfahren den Tod. 
Und jene, die voll gelebt haben, 
erleben auf ewig die Befreiung ins universelle Bewusstsein. 
Für sie wird der Tod zum Freund.
Aber du musst mit dem Leben beginnen, 
denn das Leben ist der Anfang und der Tod das Ende. 
Wenn du schon von Anfang an Angst hast, 
wirst du dem Rosenstrauch keine Nahrung geben,
 wirst du ihm kein Wasser geben, 
wirst du dich nicht um ihn kümmern.
 Du wirst seine Nähe nicht suchen,
 wirst deine Liebe nicht an ihn verströmen. 
Dann wird der Rosenstrauch verkümmern und er wird sterben ohne Rosen, 
ohne jemals einen wunderbaren Augenblick der Glückseligkeit und Ekstase 
erlebt zu haben.
 Er wird einfach eingehen und nie erfahren, dass er die Möglichkeit gehabt hätte, 
die wunderbare Schönheit und den Duft der Rosen hervorzubringen. 
Natürlich wird dieser Rosenstrauch in einem niedergedrückten Zustand sein. 
Er wird in Verzweiflung sterben,
ohne je gewusst zu haben, was Leben ist. 
Er hat nur den Tod kennengelernt.
Es ist logisch, erinnere dich daran: 
Wenn du nicht voll lebst, 
wirst du die Erfahrung des Todes machen müssen. 
Dabei ist der Tod nur eine Fiktion. 
Aber du wirst ihn fast stärker erleben als dein eigentliches Leben, 
weil du das Leben nie gelebt hast. 
Es war nur ein schwaches, weit entferntes Echo; 
es war höchstens aus dem Stoff, aus dem die Träume sind.
 Aber du hast nie wirklich gelebt, 
du hast nie wirklich geliebt, 
du hast nie wirklich getanzt.
Du hast dich immer ferngehalten von jeder Lebensquelle, 
die dich hätte erneuern können.
 Du hast dir diese Erneuerung nicht erlaubt, 
hast dem Leben nicht erlaubt, dich zu besuchen und dein Gast zu sein.
 Obwohl du scheinbar lebendig warst, 
hast du eigentlich nur im medizinischen Sinne gelebt. 
Du hast geatmet, hast geredet, hast geschlafen, bist aufgewacht, hast gearbeitet – das sind die medizinischen Anzeichen für einen lebenden Menschen.
Doch die Mystiker wissen weit mehr als die Mediziner.
 Sie wissen, dass dies nur Anzeichen sind, aber nicht das Leben selbst. 
Sie wissen, dass Leben auch ohne diese Anzeichen existieren kann – 
und umgekehrt diese Anzeichen ohne Leben.
Wenn man das Leben von den Anzeichen trennen kann, 
dann wird auch das Gegenteil zu einer reellen Möglichkeit.
 Dann ist es möglich, dass Millionen von Menschen nur noch die äußeren Lebenszeichen aufweisen, aber innen ist gar nichts mehr. 
Wie Roboter sind sie ausgestattet mit einer Physiologie, einer Biologie,
 einer Chemie und einem Gehirn, das darauf programmiert ist, 
siebzig Jahre lang zu funktionieren.
 So lange läuft dann alles.
Ihr werdet euch wundern, 
aber selbst im Grab wachsen die Haare und Nägel weiter,
 weil ihr vorprogrammiertes Wachstum nicht auf Leben angewiesen ist. 
Wenn man ein Grab aushebt, kann man sein Wunder erleben:
 Die Haare des Toten sind ganz lang geworden, seine Nägel sind ganz lang geworden. Man könnte ausrasten: 
"Ist dieser Mann wirklich tot oder hat er uns nur zum Narren gehalten?"
Aber die Welt ist voll von wandelnden Leichen. 
Sie sind tot, weil sie sich vor dem Leben fürchten.
 Und warum fürchten sie sich vor dem Leben? 
Sie fürchten sich, weil sie, wenn sie sich dem Strom des Lebens überlassen, 
letzten Endes mit dem Tod konfrontiert sind. 
Aber diese Logik ist absolut absurd.
In der ganzen Menschheitsgeschichte haben diejenigen, 
die total und intensiv gelebt und ihre Lebensfackel von beiden Enden zugleich abgebrannt haben, noch immer die Erfahrung gemacht, 
dass ihnen der Tod niemals begegnete. 
Sie waren so lebendig, dass sie im Augenblick des Todes 
eine große Transformation erlebten. 
Dann stirbt man nicht und man wird auch nicht bewusstlos, 
sondern man tritt entweder in eine neue Lebensform ein, 
oder – wenn man so weit erwacht ist, dass man keine andere Form mehr braucht – man löst sich im formlosen Universum auf. 
Dann wird das gesamte Universum zum Körper, zum Dasein. 
Das ist der höchste Gipfel, dessen ein Mensch fähig ist. 
Aber wenn man Angst hat vor dem Leben, ist es sehr schwierig.
In Indien gibt es eine Pflanze, eine sehr schöne Pflanze, 
mit dem schönen Namen Chhuimui.
 Das heißt "sehr empfindlich". 
Wenn man ein Blatt dieser Pflanze berührt,
 schließt sich sofort die ganze Pflanze. 
Alle Blätter schließen sich, und die ganze Pflanze erscheint wie tot. 
Sie hat nicht viele Blätter, nur zwei, und wenn man eines berührt, 
dann schließen sich beide, und die ganze Pflanze geht in einen Alarmzustand. 
Schon bei der geringsten Gefahr ... und sie wartet mindestens fünfzehn Minuten,
 um zu fühlen, ob die Gefahr vorüber ist.
 Erst dann öffnet sie ganz langsam ihre Blätter wieder.
Falls du eine solche Chhuimui bist – ein Kräutchen Rühr-mich-nicht-an, 
das sich sofort verschließt, wenn das Leben ihm zu nahe kommt, 
wofür lebst du dann?
Dann bist du schon tot.
Die Menschen sind zu verschiedenen Graden tot: 
Manche sind zu hundert Prozent tot, 
manche zu fünfzig Prozent,
 manche zu dreißig Prozent. 
Und die Religiösen, die Tugendhaften, die Moralischen und Puritanischen – 
sie leben höchstens zu fünf Prozent oder weniger.
 Die großen Heiligen sind sogar noch stärker geschrumpft; 
sie sind höchstens zu einem Prozent lebendig. 
Sie können nur noch atmen, ansonsten geben sie keinerlei Lebenszeichen.
Die Angst vor dem Tod hält dich vom Leben fern. 
Aber die Wahrheit ist: 
Wenn du hundertprozentig lebst – 
oder, wenn du kannst, noch ein bisschen mehr als hundertprozentig –, 
dann wird sich der Tod für dich nicht ereignen. 
Du wirst gar keinen Tod erleben, sondern nur einen Hauswechsel. 
Alle werden denken, dass du tot bist – aber was kümmern dich alle anderen? 
Du allein wirst wissen, dass du lebendig bist – lebendiger als je zuvor, 
denn der Körper ist ein Hindernis, ein Käfig, ein Gefängnis.
Der Verstand ist mit Müll schwer beladen.
 Ihr könnt nicht sehen, welche himalajahohe Last von Jahrtausenden euer Bewusstsein auf dem Buckel trägt. 
Sobald das Bewusstsein sich vom Körper befreit, 
gelangt es in die freie Weite des Himmels und der Sterne. 
Und diese Freiheit bedeutet Freiheit von der ganzen Vergangenheit, 
denn die ganze Vergangenheit wird vom Körper, vom Gehirn mitgeschleppt.
Bewusstsein ist immer neu. 
Aber weil du so sehr mit dem Körper identifiziert bist, denkst du,
 dass du zuerst jung bist und dann alt wirst und eines Tages stirbst.
 Deine Identifikation mit dem Körper schafft das Problem.
Du hast nur eine so kurze Zeitspanne; 
vertue sie nicht mit Angst.
 Springe in die tiefsten Gewässer des Lebens. 
Nur das Leben kann dich vor dem Tod erretten.
 Was normalerweise wie das Ende des Lebens aussieht, 
ist nicht das Ende für diejenigen, die erwacht sind. 
Es ist der Anfang eines völlig neuen Lebens, 
das viel schöner, viel größer, viel leuchtender ist.
Fang an, dich zu verlieben – 
dann kannst du mindestens zu zehn Prozent lebendig werden. 
Fang an, das Essen zu genießen – 
dann wirst du ein bisschen lebendiger. 
Fang an, die Schönheit zu genießen, die dich in der Welt umgibt – 
dann wirst du lebendiger werden.
Wenn du wirklich lebendiger werden willst, 
dann nähere dich allen Lebensbereichen mit Intensität und Totalität. 
Das Leben ist ein Segen und keine Sünde.
 Das Leben ist ein Geschenk und keine Schuld. 
Das Leben ist das Größte, 
was du von der Existenz bekommen hast –
 und ganz umsonst! 
Nur weil du nichts dafür bezahlt hast, weißt du seinen Wert nicht zu schätzen.
Verliere keinen einzigen Augenblick! 
Wenn es eine Gelegenheit zum Tanzen gibt, dann tanze
 und sitze nicht bloß als Zuschauer in der Ecke. 
Nimm teil!
 Wenn Menschen lachen, mach nicht nur mit, um nicht dumm dazustehen,
 sondern lache aus vollem Herzen. 
Kümmere dich nicht darum, ob sonst noch jemand lacht.
Du musst das Leben von seiner leichten Seite nehmen 
und es in vollen Zügen genießen – 
dann verschwindet alle Angst.






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