Montag, 5. März 2018
ÜBER DIE ENT-TÄUSCHUNG
© EVA DENK - MEDIALE ASTROLOGIE - SALIMUTRA
salimutra.de - evadenk.de - chrisamrhein.com
Während ich gerade an unserem Buch über wahre Liebe
und
speziell über unsere Enttäuschungen schreibe,
überlege ich, wen ich vom ersten
Moment meines Lebens enttäuscht habe.
Ich gehe jede Beziehung durch und staune:
Im Laufe meines Lebens habe ich jeden Menschen irgendwann enttäuscht.
Tatsächlich fand ich kein einziges Wesen,
das ich nicht irgendwann ent-täuscht
hätte.
Selbst wenn es nichts groß Verletzendes war,
aber all die kleinen
Begebenheiten, wo man sich abgrenzt
oder die Erwartung anderer an Zeit oder
Energie gerade nicht erfüllt,
zeigten wie ent-täuschend ich immer wieder für
andere war.
Es begann schon mit meinen Eltern,
als ich nicht viel
Ehrgeiz in der Schule hatte,
später nicht das nette angepasste Mädel war, das
sie sich vorstellten.
Ich enttäuschte meine Kindheitsfreundin als die Jungs
wichtiger waren
als Treffen mit ihr, die Jungs, weil ich sie abwies in ihrem
Begehren,
die erste lange Beziehung die ich beendete,
weil ich mich in einen
anderen verliebte…
Ich ließ traurige Menschen in WGs zurück, weil ich wieder
ging,
vergaß viele viele Geburtstage,
ging in Beziehungen andere Wege,
setzte
Klienten Grenzen, die gern mehr von mir gehabt hätten
und so weiter…
Nein, ich fand keinen einzigen Menschen den ich nicht irgendwann enttäuscht
hätte.
So oft hatte ich andere Vorstellungen
oder konnte nicht geben, was sie
erwarteten oder von mir brauchten...
Aber ebenso ist das Gegenteil der Fall.
Von jedem Menschen,
jeder Beziehung war ich irgendwann ent-täuscht.
Ich erinnerte mich an meine
Mutter die mich mit sechs Wochen bei einer Oma ließ,
die eigentlich ihre Ruhe
wollte,
an meinen Vater, der zwei Jahre nicht mehr mit mir redete,
weil ich
nicht die war, die er wollte…
an meine erste Liebe die mich abservierte für
eine andere.
Mir fielen Situationen ein:
Meine Freundin die meinen ersten
Freund heimlich küsste.
Meine erste Beziehung die mich belog.
Lieben, die mich
versetzten und nicht so zurückliebten, wie ich es mir vorstellte…
Freunde die
mich verraten haben,
mich verurteilten, ausgrenzten,
mir Vorwürfe machten oder
mich einfach nicht verstanden…
Ich fühlte hinein in die vielen Enttäuschungen über das Leben,
weil es vergeht,
nicht das gibt, was man gerade braucht,
es so kompliziert ist und anstrengend
auf der Erde...
All diese Ent-Täuschungen laufen den ganzen Tag aufs Neue
ab.
Im Kleinsten und im Großen.
In einem Seminar frage ich die Teilnehmer:
Gibt es jemand,
den du nie enttäuscht hast?
Oder der dich nie enttäuscht hat?
Nach kurzem
Überlegen, war jedem klar, dass das nicht möglich ist.
Und ich erkannte:
Tatsächlich sind wir genau dazu hier.
Wir
sind hier, um einander unsere Masken, unsere Lügen und Täuschungen
zu
entreißen, um uns in die Wahrheit unseres Selbst zu führen.
Erwartung gehört enttäuscht.
Denn Erwartung ist nur solange möglich wie du im
Illusionsfeld noch
an eine Erfüllung von außen glaubst und davon abhängig bist.
Entweder ich erfülle alle Erwartungen und unterstütze den
anderen somit
in der Täuschung über mich.
Oder ich beende die Täuschung, die
letztlich Lüge ist
und stehe uneingeschränkt zu meiner Wahrheit.
Denn ich bin
nicht die Erwartung eines anderen Menschen.
Ich bin nicht dazu da, sie zu
erfüllen.
Ich bin dazu da, meine Wahrheit zu leben.
Erkenne:
Wenn du ein anderes Wesen nicht enttäuschen
möchtest,
belässt du es in der Täuschung über dich,
sich selbst und die
Situation.
Es kommt so nie in die Wahrheit.
Wenn du deinen eigenen Weg gehst,
bleibt dir nichts anderes
übrig als die Illusion,
die sich andere von dir machen, zu zerstören.
Das
beginnt schon sehr früh in der Kindheit.
Nein, du warst nicht immer der kleine
brave Junge,
das süße nette Mädchen,
du warst auch wild und wütend, zornig und
garstig.
Würde ein kleines Kind allen Erwartungen entsprechen,
würde es der
Erwartungs-Klon seiner Eltern werden,
aber niemals sich selbst erfahren in
seiner Essenz.
Also muss es sie enttäuschen, über ihre Grenzen hinausgehen
und
die raue, aber so viel reinere Luft der eigenen Seele atmen.
Du kannst dich verbiegen, wie du willst, irgendwann
kommst du an den Punkt,
wo du Nein sagen und das enttäuschte Gesicht vor dir
ertragen musst.
Sonst wäre keine Entwicklung möglich.
Denn was wäre aus dir geworden, wenn du niemand enttäuscht
hättest,
den Erwartungen an dich und deine Energie immer entsprochen hättest?
Wieviel Selbstlüge und Enttäuschung zu dir selbst ist dazu nötig?
Lasst uns einander Ent-Täuschen!
Lasst uns wahrnehmen, was hinter all unseren Erwartungen
liegt.
Lasst uns unsere Täuschungen erkennen!
Denn dies ist der Weg zur Freiheit
und zur wahren Liebe.
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